Drittes Bruchstück

Unbill

Achter Stück

[182] 780

Es reden gar aus Unbill ja so manche,

So manche wieder auch wohl billig reden:

Wo Reden angeht mag der Mönch nicht beigehn,

Ist also Mönch und nirgend einbenommen.


781

Von eigner Meinung möchte wer doch lassen,

Gelenkt vom Willen, wurzelnd in Gewöhnung:

Nach eigner Wahl sich selber wie man leitet,

Nur was man wohl ermessen mag man sagen.


782

Der Mensch, der was ihn dünkt als eigne Tugend

Und ungebeten andern mag verkünden:

Unheilig heißen Kenner solche Sitte,

Wo selber nur man sich zu künden suche.


783

Ein Mönch, beschwichtigt, in sich selbst geborgen,

Der kein »So bin ich« deuten mag als Tugend:

Gar heilig heißen Kenner solche Sitte,

Wo nirgend in der Welt empört man werde.


784

Zurecht wer sich die Dinge legt und einreiht,

Sie vor sich stellt, nicht hinter sich gestellt hat,

Bei sich erscheint ein Schatz ihm aufgestiegen:

Da faßt er an – und wieder schwankt es weiter.


[183] 785

Gesichte suchen wird man schwer verlernen,

Bei Dingen wo man lassen muß Erlangung;

Und also mag der Mensch bei solchem Suchen

Entlassen wo er fassen will ein Ding an.


786

Er schüttelt ab und nirgend in der Welt mehr

Zurecht Gesichte legt er dahin, dorthin;

So Gleisen, Dünken so wer von sich schüttelt,

Mit wem da soll er wandern? Er, unnahbar.


787

Wer nah' bei Dingen bleibt ist nah' dem Namen:

Unnahbar soll von wem er wie genannt sein?

Nicht Eigen, nicht Uneigen kann ihm gelten,

Hat abgeschüttelt hier schon alle Ansicht.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 182-184.
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