V. Wirkung von Preiswechsel

[287] Wir haben eben unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion der Zirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleichbleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d.h. Fall oder Steigen im Preis von Rohmaterialen, Hilfsstoffen und Arbeit oder der beiden ersten dieser Elemente. Gesetzt, der Preis von Roh- und Hilfsstoffen, sowie der Arbeitslohn, falle um die Hälfte. Es wären dann also in unserm Beispiel wöchentlich 50 Pfd. St. statt 100 Pfd. St. und für die neunwöchentliche Umschlagsperiode 450 Pfd. St. statt 900 Pfd. St. vorgeschoßnes Kapital nötig. 450 Pfd. St. des vorgeschoßnen Kapitalwerts werden ausgeschieden zunächst als Geldkapital, aber der Produktionsprozeß auf derselben Stufenleiter und mit derselben Umschlagsperiode und der frühern Teilung derselben werde fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr Wert ist um die Hälfte gefallen. Weder eine Beschleunigung im[287] Umlauf, noch eine Änderung in der Masse des zirkulierenden Geldes hat diesen Wechsel hervorgebracht, der auch von einem Wechsel in Angebot und Nachfrage von Geldkapital begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im Wert, resp. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte hätte zuerst die Wirkung, daß ein um die Hälfte verminderter Kapitalwert für das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vorgeschossen, also auch nur die Hälfte Geld von seiten des Geschäfts X auf den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwert zunächst in der Form von Geld, d.h. als Geldkapital vorschießt. Die in Zirkulation geworfne Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der Produktionselemente gefallen. Dies wäre die erste Wirkung.

Zweitens aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwerts von 900 Pfd. St. = 450 Pfd. St., die a) abwechselnd die Form von Geldkapital, produktivem Kapital und Warenkapital durchlief, b) sich gleichzeitig beständig nebeneinander zum Teil in der Form von Geldkapital, zum Teil in der von produktivem Kapital und zum Teil in der von Warenkapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Geschäfts X und daher als zuschüssiges Geldkapital auf den Geldmarkt treten, als zuschüssiger Bestandteil auf ihn wirken. Diese freigesetzten 450 Pfd. St. Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des Geschäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestandteil des Original-Kapitalwerts sind, daher als Kapital fortwirken und nicht als bloßes Zirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste Form, sie als Kapital wirken zu lassen, ist, sie als Geldkapital auf den Geldmarkt zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Produktion (abgesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden Mit demselben vorgeschoßnen Kapital von 900 Pfd. St. würde dann ein Produktionsprozeß von doppeltem Umfang betrieben.

Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 Pfd. St. wöchentlich 150 Pfd. St. nötig, also statt 900 Pfd. St. vielmehr 1350 Pfd. St. 450 Pfd. St. zuschüssiges Kapital wäre nötig, um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu betreiben, und dies würde pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts, einen größern oder geringern Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm disponible Kapital schon verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um disponibles Kapital. Läge ein Teil desselben brach, so würde er pro tanto in Aktivität gerufen.

Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produktion, gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem Preise der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte des[288] Geschäfts X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X gelieferten Waren, so sinkt der Preis seines Warenkapitals von 600 Pfd. St., die es beständig in Zirkulation warf, z.B. auf 500 Pfd. St. Ein Sechstel vom Wert des vorgeschoßnen Kapitals fließt also nicht aus dem Zirkulationsprozeß zurück (der im Warenkapital steckende Mehrwert bleibt hier außer Frage); es geht in demselben verloren. Aber da der Wert, resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht dieser Rückfluß von 500 Pfd. St. nur hin, um 5/6 des beständig im Produktionsprozeß beschäftigten Kapitals von 600 Pfd. St. zu ersetzen. Es müßten also 100 Pfd. St. zuschüssiges Geldkapital vorausgabt werden, um die Produktion auf derselben Stufenleiter fortzusetzen.

Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis des Warenkapitals von 600 Pfd. St. auf z.B. 700 Pfd. St. Ein Siebentel seines Preises = 100 Pfd. St. kommt nicht aus dem Produktionsprozeß her, ist nicht in ihm vorgeschossen worden, sondern fließt aus dem Zirkulationsprozeß her. Es sind aber nur 600 Pfd. St. nötig, um die produktiven Elemente zu ersetzen; also Freisetzung von 100 Pfd. St.

Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Umschlagsperiode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise von Rohmaterial und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten Produkte steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Untersuchung.

Was aber wohl hierher gehört ist dies:

I. Fall. Gleichbleibende Produktionsleiter, gleichbleibende Preise der Produktionselemente und Produkte, Wechsel in der Zirkulations- und daher der Umschlagsperiode.

Nach Voraussetzung unsers Beispiels wird durch Verkürzung der Zirkulationsperiode 1/9 weniger vorgeschoßnes Gesamtkapital nötig, das letztre daher von 900 Pfd. St. auf 800 Pfd. St. reduziert und 100 Pfd. St. Geldkapital ausgeschieden.

Das Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche Produkt mit demselben Wert von 600 Pfd. St., und da das ganze Jahr hindurch ununterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe Masse Produkt zum Wert von 5100 Pfd. St. Also in bezug auf die Massen und den Preis des Produkts, den das Geschäft in die Zirkulation wirft, besteht keine Verändrung, auch nicht in bezug auf die Termine, in welchen es das Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 Pfd. St. ausgeschieden, weil durch Verkürzung der Zirkulationsperiode der Prozeß mit nur 800 Pfd. St Vorschußkapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 Pfd. St. Die 100 Pfd. St[289] ausgeschiednes Kapital existieren in der Form von Geldkapital. Sie repräsentieren aber keineswegs den Teil des vorgeschoßnen Kapitals, der beständig in der Form von Geldkapital fungieren müßte. Unterstellen wir, von dem vorgeschoßnen flüssigen Kapital I = 600 Pfd. St. würden 4/5 beständig in Produktionsmaterialien ausgelegt, = 480 Pfd. St., und 1/5 = 120 Pfd. St. in Arbeitslohn. Also wöchentlich 80 Pfd. St. in Produktionsstoffen, 20 Pfd. St. in Arbeitslohn. Kapital II = 300 Pfd. St. muß also ebenfalls geteilt werden in 4/5 = 240 Pfd. St. für Produktionsstoffe und 1/5 = 60 Pfd. St. für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital muß stets in Geldform vorgeschossen werden. Sobald das Warenprodukt zum Wertbetrag von 600 Pfd. St. in Geldform rückverwandelt, verkauft ist, können davon 480 Pfd. St. in Produktionsstoffe (in produktiven Vorrat) verwandelt werden, aber 120 Pfd. St. behalten ihre Geldform, um zur Zahlung des Arbeitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese 120 Pfd. St. sind das Minimum des zurückfließenden Kapitals von 600 Pfd. St., welches stets in der Form von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und daher stets als in Geldform fungierender Teil des vorgeschoßnen Kapitals vorhanden sein muß.

Wenn nun von dem periodisch für drei Wochen freigesetzten, und ebenfalls in 240 Pfd. St. produktiven Vorrat und 60 Pfd. St. Arbeitslohn spaltbaren, 300 Pfd. St. durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 Pfd. St. in der Form von Geldkapital ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags herausgeworfen werden – wo kommt das Geld für diese 100 Pfd. St. Geldkapital her? Nur zum fünften Teil bestehn sie aus periodisch innerhalb der Umschläge freigesetztem Geldkapital. Aber 4/5 = 80 Pfd. St. sind bereits ersetzt durch zuschüssigen Produktionsvorrat zu demselben Wert. In welcher Weise wird dieser zuschüssige Produktionsvorrat in Geld verwandelt, und wo kommt das Geld zu diesem Umsatz her?

Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von den obigen 600 Pfd. St. statt 480 Pfd. St. nur 400 Pfd. St. in Produktionsvorrat rückverwandelt. Die übrigen 80 Pfd. St. werden in ihrer Geldform festgehalten und bilden mit den obigen 20 Pfd. St. für Arbeitslohn die 100 Pfd. St. ausgeschiednes Kapital. Obgleich diese 100 Pfd. St. vermittelst des Kaufs der 600 Pfd. St. Warenkapital aus der Zirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen werden, indem sie nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen ausgelegt werden, so ist nicht zu vergessen, daß sie in Geldform wieder in derselben Form sind, worin sie ursprünglich in die Zirkulation geworfen wurden. Anfänglich wurden 900 Pfd. St. Geld in Produktionsvorrat und Arbeitslohn ausgelegt. Um denselben Produktionsprozeß auszuführen, sind jetzt nur noch 800 Pfd. St. nötig. Die hiermit in Geldform[290] ausgeschiednen 100 Pfd. St. bilden jetzt ein neues, Anlage suchendes Geldkapital, einen neuen Bestandteil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar periodisch schon früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und von zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktionsprozesses. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nötig und bilden deswegen neues Geldkapital und einen Bestandteil des Geldmarkts, obgleich sie durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaftlichen Geldvorrats bilden (denn sie existierten beim Beginn des Geschäfts und wurden durch es in die Zirkulation geworfen) noch einen neuakkumulierten Schatz.

Diese 100 Pfd. St. sind jetzt in der Tat der Zirkulation entzogen, soweit sie ein Teil des vorgeschoßnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in demselben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich, weil die Verwandlung des Warenkapitals in Geld und dieses Geldes in produktives Kapital, W' – G – W, um eine Woche beschleunigt, also auch der Umlauf des in diesem Prozeß tätigen Geldes beschleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X nötig.

Es ist hier angenommen, daß das vorgeschoßne Kapital seinem Anwender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkürzung der Umlaufszeit hätte er statt 900 Pfd. St. nur noch 800 Pfd. St. geborgtes Kapital nötig. 100 Pfd. St. dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 Pfd. St. neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Wert von 480 Pfd. St. auf Kredit, so daß er nur 120 Pfd. St. in Geld für Arbeitslohn selbst vorzuschießen hat, so würde er jetzt für 80 Pfd. St. weniger Produktionsstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüssiges Warenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 Pfd. St. in Geld ausgeschieden hätte.

Der zuschüssige Produktionsvorrat ist jetzt reduziert um 1/3. Er war, als 4/5 von 300 Pfd. St., dem zuschüssigen Kapital II, = 240 Pfd. St., er ist jetzt nur = 160 Pfd. St.; d.h. zuschüssiger Vorrat für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, z.B. auf dem Baumwollmarkt, wiederholen sich so häufiger und in kleinern Portionen. Dieselbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des Produkts bleibt gleich. Aber die Entziehung verteilt sich anders in der Zeit und über mehr Zeit. Nehmen wir z.B. an, es handle sich um 3 Monate und um 2; der Jahreskonsum an Baumwolle sei 1200 Ballen. Im ersten Fall werden verkauft:[291]


1. Januar 300 Ballen, bleiben auf Lager 900 Ballen

1. April 300 " " " " 600 "

1. Juli 300 " " " " 300 "

1. Oktober 300 " " " " 0 "


Dagegen im zweiten Fall:


1. Januar verkauft 200, auf Lager 1000 Ballen

1. März " 200, " " 800 "

1. Mai " 200, " " 600 "

1. Juli " 200, " " 400 "

1. September " 200, " " 200 "

1. November " 200, " " 0 "


Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später vollständig zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch die Verkürzung der Umlaufszeit, und damit des Umschlags, 1/9 des vorgeschoßnen Kapitals = 100 Pfd. St. ausgeschieden wird in der Form von Geldkapital, und wenn diese 100 Pfd. St. sich zusammensetzten aus 20 Pfd. St. periodisch überschüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns und aus 80 Pfd. St., die als periodisch überschüssiger Produktionsvorrat für eine Woche existierten – so entspricht, mit Bezug auf diese 80 Pfd. St., dem verringerten überschüssigen Produktionsvorrat auf Seite des Fabrikanten der vergrößerte Warenvorrat auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe Baumwolle liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Ware, als sie kürzer auf dem Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrat liegt.

Bisher nahmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft X rühre daher, daß X seine Ware rascher verkauft oder bezahlt erhält, resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Ware, der Verwandlung von Warenkapital in Geldkapital, W' – G, der ersten Phase des Zirkulationsprozesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten Phase G – W und daher aus gleichzeitiger Ändrung, sei es in der Arbeitsperiode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Y, Z etc., die dem Kapitalisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern.

Z.B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wochen auf Reisen sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum Sitz der Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muß das Minimum des Produktionsvorrats von X bis zur Ankunft neuer Vorräte wenigstens für 3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen befinden, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt vielmehr einen[292] Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin beschäftigten Kapitals und in seiner Zirkulation befindliches Warenkapital für den Kohlenproduzenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei verbessertem Transport reduziere sich die Reise auf 2 Wochen. So kann der Produktionsvorrat aus einem dreiwöchentlichen sich in einen zweiwöchentlichen verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschoßne Zuschußkapital von 80 Pfd. St. freigesetzt und ebenso das von 20 Pfd. St. für Arbeitslohn, weil das umgeschlagne Kapital von 600 Pfd. St. eine Woche früher zurückfließt.

Andrerseits, wenn z.B. die Arbeitsperiode des Kapitals das den Rohstoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln gegeben), also auch die Möglichkeit, den Rohstoff zu erneuern, kann der produktive Vorrat sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneuerungsperiode bis zur andern sich verkürzen.

Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode sich verlängert, so ist Vorschuß von zuschüssigem Kapital nötig. Aus der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital besitzt. Dies wird dann aber in irgendeiner Form angelegt sein, als Teil des Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muß es aus der alten Form losgeschält, z.B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, so daß auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er muß es aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nötigen Teil des zuschüssigen Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als Geldkapital vorzuschießen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen Anteil direkten Drucks auf den Geldmarkt aus. Für den in Produktionsstoffen anzulegenden Teil ist dies nur dann unerläßlich, wenn er sie bar zahlen muß. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen direkten Einfluß auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann direkt als Produktionsvorrat und nicht in erster Instanz als Geldkapital vorgeschossen wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen Wechsel wieder direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontieren läßt etc., würde dies indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Benutzt er aber diesen Wechsel, um damit z.B. eine später abzutragende Schuld zu decken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschoßne Kapital weder direkt noch indirekt auf den Geldmarkt.

II. Fall. Preiswechsel der Produktionsstoffe, alle andren Umstände unverändert.

Wir nahmen eben an, daß das Gesamtkapital von 900 Pfd. St. ausgelegt wird zu 4/5 = 720 Pfd. St. in Produktionsstoffen und zu 1/5 = 180 Pfd. St. in Arbeitslohn.[293]

Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die sechswöchentliche Arbeitsperiode nur 240 Pfd. St. statt 480 Pfd. St. und für das Zusatzkapital Nr. II nur 120 Pfd. St. statt 240 Pfd. St. Kapital I wird also reduziert von 600 Pfd. St. auf 240+ 120 = 360 Pfd. St. und Kapital II von 300 Pfd. St. auf 120+60 = 180 Pfd. St. Das Gesamtkapital von 900 Pfd. St. auf 360 +180 = 540 Pfd. St. Es werden also ausgeschieden 360 Pfd. St.

Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geldmarkt Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des ursprünglich als Geldkapital vorgeschoßnen Kapitals von 900 Pfd. St., das durch den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückverwandelt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert, sondern auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preisfall nicht zufälligen Umständen geschuldet (besonders reicher Ernte, Überzufuhr etc.), sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig, der den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuß zum Geldmarkt, überhaupt zu dem in der Form von Geldkapital disponiblen Kapital, weil es keinen integrierenden Bestandteil des bereits angewandten Kapitals mehr bildete.

III. Fall. Preiswechsel im Marktpreis des Produkts selbst.

Hier geht bei Fall des Preises ein Teil des Kapitals verloren und muß daher durch neuen Vorschuß von Geldkapital ersetzt werden. Dieser Verlust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer. Direkt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem Marktpreis gefallen und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt. Indirekt, wenn der Preiswechsel durch Wertwechsel hervorgebracht ist, der auf das alte Produkt reagiert, und wenn dies Produkt wieder als Produktionselement in eine andre Produktionssphäre eingeht und hier pro tanto Kapital freisetzt. In beiden Fällen kann das für X verlorne Kapital, für dessen Ersatz er auf den Geldmarkt drückt, von seinen Geschäftsfreunden als neues zuschüssiges Kapital zugeführt sein. Es findet dann nur Übertragung statt.

Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitalteil, der nicht vorgeschossen war, aus der Zirkulation angeeignet. Es ist kein organischer Teil des im Produktionsprozeß vorgeschoßnen Kapitals und bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes Geldkapital. Da hier angenommen, daß die Preise der Elemente des Produkts gegeben waren, bevor es als Warenkapital auf den Markt trat, so könnte hier ein wirklicher Wertwechsel die Preiserhöhung verursacht haben, soweit er retroaktiv wirkte, z.B. die Rohmaterialien nachträglich gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem als Warenkapital zirkulierenden[294] Produkt und an seinem vorhandnen Produktionsvorrat. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschußkapital liefern, das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fortbetrieb seines Geschäfts jetzt nötig wird.

Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nötig wird, fällt auf andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktionselement für andre Geschäftszweige bildet. Was der eine verloren, hat der andre gewonnen.[295]

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 287-296.
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