9. Der höchste Mensch I

[152] Unser Meister sprach: »Der SINN umfaßt auch das Größte und läßt auch das Kleinste nicht zurück. Darum sind alle Wesen so vollkommen und weit. Weit ist er, daß er alles in sich befaßt; tief ist er, daß niemand ihn ermessen kann. Die Gestaltungen, die sein LEBEN annimmt in Liebe und Pflicht, sind nur die Enden des Geistes. Wer kann sie festsetzen außer dem höchsten Menschen? Der höchste Mensch besitzt die Welt. Ist das nicht etwas Großes? Und doch ist sie nicht imstande, ihn zu verstricken. Er hat die Macht in der Hand über die ganze Welt, und doch macht es ihm keine Unruhe. Er urteilt ohne Falsch und läßt sich nicht durch Gewinn berücken. Er kennt der Dinge wahres Wesen und vermag ihre Wurzel zu wahren. Darum ist er jenseits von Himmel und Erde und läßt alle Wesen hinter sich, und nichts vermag seinen Geist zu binden. Er hat Anschluß an den SINN, ist eins mit dem LEBEN. Er ist erhaben über Liebe und Pflicht. Riten und Musik sind nur Gäste für ihn. Des höchsten Menschen Herz besitzt etwas, durch das es fest ist.«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 152.
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