Bienenzucht

[367] Bienenzucht als Nebenbeschäftigung der Bahnbediensteten kommt namentlich für das Personal des Bahnbewachungs- und Bahnunterhaltungsdienstes, ferner für die Bediensteten auf kleinen Stationen in Betracht. Der tägliche Dienst dieser Bediensteten weist in der Regel größere Pausen auf, die die nötige Zeit für diese Nebenbeschäftigung gewähren. Die B. bringt auch lohnenden Gewinn, da, abgesehen von den Kosten für Anschaffung der erforderlichen Geräte, keine nennenswerten Ausgaben erwachsen.

Schon im Jahre 1884 wurden in Österreich auf den Strecken Neulengbach-Pöchlarn und Brünn-Rossitz Versuche unternommen, die sehr günstig ausfielen. Auf den Versuchstrecken wurde den Bahnwärtern der notwendige Unterricht erteilt. Zur Anschaffung der Ständer, Materialien und Werkzeuge stellten die Bahnverwaltungen die erforderlichen Mittel bereit. Schon nach zwei Jahren hatte die B. eine nennenswerte Ausdehnung gefunden und einen angemessenen Ertrag geliefert. Auf Anregung der im Jahre 1903 in Wien versammelten Vertreter sämtlicher bienenwirtschaftlichen Landesvereine Österreichs hat das Eisenbahnministerium den Staatsbahndirektionen und Privatbahnverwaltungen auf das dringendste empfohlen, zur Bepflanzung von Damm- und Einschnittsböschungen vorzugsweise honigspendende Pflanzengattungen zu verwenden.

Von den bayerischen Staatsbahnen werden sogenannte honigende Gewächse zur Anpflanzung der Böschungen und Bahngrundstücke zum Teil kostenlos bereitgestellt.

Die badischen Staatsbahnen haben auf Grund der anderwärts gemachten günstigen Erfahrungen im Jahre 1905 ihren Bediensteten den Anschluß an Imkervereine empfohlen. Diese Vereine hatten sich erboten, die Bediensteten durch Rat zu unterstützen und alljährlich eine Anzahl Bedienstete unentgeltlich an den Imkerkursen teilnehmen zu lassen. In diesen Kursen sind bis Ende 1910 im ganzen 103 Bedienstete ausgebildet worden. Zum Besuche der Kurse wird dem Personal der erforderliche Urlaub gewährt; auch die erste Einrichtung für die B. bezahlt die Verwaltung, die bis Ende 1910 120 Bienenstände aufgestellt hat. Ferner stellt die Verwaltung eine Anzahl bienenwirtschaftlicher Geräte, wie Honigschleudern, Wabenpressen und Wachsauslaßapparate kostenlos zur Verfügung.

Auch die preußisch-hessischen Staatsbahnen fördern die B. So wurden im Jahre 1909 208 Bediensteten für Anschaffungen Unterstützungen in der Gesamthöhe von 12.200 M. gewährt. Am Ende des Jahres 1909 betrieben 2511 Bedienstete Bienenzucht.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 367.
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