Morgan

[307] Morgan, John Pierpont, geboren am 17. April 1837 in Hartford (Connecticut), gestorben am 31. März 1913 in Rom, gilt als einer der hervorragendsten Finanzmänner der Vereinigten Staaten von Amerika und hat insbesondere auch im Eisenbahnwesen eine bedeutende Rolle gespielt. Er war der Sohn des englischen Bankiers J. S. Morgan, studierte in Harvard und in Göttingen und trat 1857 in das Bankhaus Duncan, Sherman & Co. ein. M. war dann in verschiedenen Häusern in England und den Vereinigten Staaten tätig, trat 1864 in die Firma Drexel, Morgan & Co. ein, die er seit 1871 unter der Firma J. P. Morgan & Co. weiterführte. Seit Mitte der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts widmete er sich dem Erwerb notleidender Eisenbahnen, die er soweit als möglich zu großen Netzen zusammenlegte. Mit James Hill war er das Haupt der Morgan-Hill-Gruppe, die den ganzen Nordwesten der Vereinigten Staaten beherrschte. Sein Einfluß auf die Verwaltung der Eisenbahnen war in vielen Fällen ein bedenklicher. Erst nach seinem Tode ist z. B bekannt geworden, daß der Ende 1913 erfolgte plötzliche Zusammenbruch der scheinbar in den besten Verhältnissen befindlichen New York-Newhaven- und Hartford-Eisenbahn die Folge wüster Finanz- oder Landspekulationen war, die M. mit Hilfe der Papiere dieser Eisenbahnen ohne Wissen der Aktionäre betrieben hat.


Vgl. hierüber den Bericht der Interstate Commerce Commission vom 11. Juli 1914 an den Senat der Vereinigten Staaten über die New York, Newhaven und Hartfort Railroad Company. Senate 63. Congress 2nd Session Doc. 544. (Washington 1914.)


M. ist zusammen mit Carnegie der Begründer des großen Stahltrustes, ferner des Schifffahrtstrustes (der International Mercantile Marine Co.), in dem er alle großen Reedereien der Welt unter amerikanischer Flagge vereinigen wollte. Das Zustandekommen des Planes ist wesentlich an dem Widerstand der großen englischen und deutschen Reedereien gescheitert und nach 10jähriger Dauer wurde der Vertrag aufgelöst. Einen großen Teil seines riesigen Vermögens verwendete M. zum Erwerb von Kunstwerken, insbesondere Gemälden alter berühmter Meister. Einen Teil seiner Sammlungen hat er New York für das dortige Museum hinterlassen.

v. der Leyen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 307.
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