Persien

[480] Persien, 1,645.000 km2 mit etwa 10 Mill. Einwohnern, grenzt im Norden und Nordosten an Russisch-Asien, an das Kaspische Meer, im Osten an Afghanistan und Belutschistan, im Süden an den Persischen Golf und im Westen und Nordwesten an Türkisch-Asien. Der Verkehr zu Lande vollzieht sich fast ausschließlich auf Karawanen und Packtieren. Am 25. Juni 1888 wurde die erste, von der Gesellschaft der persischen Eisenbahnen und Tramways erbaute, 13 km lange Linie von Teheran nach Schah-Abdal-Azzim, einem berühmten Wallfahrtsort, dem Verkehr übergeben. Die seit vielen Jahren im Bau befindliche Eisenbahn von Mahmudabad, einem Hafen am Kaspischen Meer in der Nähe von Meshed-i-ser, nach Amol in einer Länge von 40 km war nach den letzten vorliegenden Quellen im Jahre 1914 noch nicht fertiggestellt. Die völlige Rückständigkeit[480] im Eisenbahnbau – denn außer diesen beiden kleinen Strecken sind Bahnen nicht vorhanden – erklärt sich teils aus der Bodenbeschaffenheit und der wirtschaftlichen und finanziellen Lage des Landes, teils aus den verworrenen politischen Verhältnissen. Seit Jahren sind Rußland und Großbritannien bemüht, das Land unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Durch den Vertrag vom August 1907 haben die beiden Staaten ihre Interessen in P. abgegrenzt und gleichzeitig ein Programm für die Ausstattung des Landes mit Eisenbahnen aufgestellt. Eine der wichtigsten sollte die transpersische Bahn werden, die an die Bahn Quetta-Nushki (in Belutschistan) anschließen und P. bis nach der Westgrenze durchqueren und damit eine Verbindung zwischen Indien und Rußland herstellen sollte. Von der Inangriffnahme des Baues dieser und anderer in dem Vertrag vorgesehener Bahnen – auch von einer Anschlußbahn an die Bagdadbahn war die Rede – ist nichts bekannt. Wieweit der im Jahre 1914 ausgebrochene Weltkrieg, der sich auch in der Nähe der persischen Grenze abspielt, den Eisenbahnbau beeinflussen wird, läßt sich einstweilen nicht beurteilen.

v. der Leyen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 480-481.
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