Pilatusbahn

[82] Pilatusbahn (Schweiz), eine von Alpnachstad (bei Luzern) am Vierwaldstättersee nach dem Gipfel des Pilatus gebaute Zahnradbahn (s. Bergbahnen u. Zahnbahnen). Die Felswände des Esels werden mit 4 Tunneln durchbrochen und mit letztem Anlauf (480 Steigung) wird die Station Pilatus-Kulm genommen. Auf dem Gipfel entrollt sich, vom Schwarzwald und den Vogesen bis zum Berner Oberland und den Diablerets, eines der berühmtesten Panoramen der schweizerischen Voralpen.

Die Bahn wurde 1886–1888 unter unmittelbarer Leitung des Obersten Ed. Locher erbaut. Sie hat eine bauliche Länge von 4294 m wagrecht und 4610 m schief gemessen, eine Betriebslänge von 4270 bzw. 4583 m.

Die Anfangsstation Alpnachstad liegt 440∙20 m, die Endstation Pilatus-Kulm 2068∙65 m ü. M., der bewältigte Höhenunterschied beträgt somit 1628∙45 m.[82]

Die geringste Steigung ist 194‰, die mittlere Steigung 381‰, die größte Steigung 480‰.

Wegen der außergewöhnlichen Steigungsverhältnisse mußten die Treibräder der Pilatusbahn-Maschine mit senkrechten Achsen, paarweise von beiden Seiten in eine liegende Doppelleiter-Zahnstange eingreifend, angeordnet werden.

Der Krümmungshalbmesser beträgt durchgängig 80 m, die Spurweite 0∙80 m. Der Unterbau besteht aus einer durchlaufenden Mauerung und ist auf die ganze Länge mit Rollschaar und Granitplatten abgedeckt.

Der Oberbau besteht (s. Abb. 70 u. 71) aus den aus Pilatusbahn- und Pilatusbahn-Eisen gebildeten Querschwellen, den Laufschienen, der Langschwelle mit der Doppelleiter-Zahnstange und den nötigen Befestigungsteilen.

Die Querschwellen sind in die genuteten Granitplatten eingelassen und durch eiserne Bügel etwa 1 m tief mit dem Mauerwerk des Unterbaues verankert.

Der vollständige Oberbau wiegt 176 kg/m.

Das Rollmaterial besteht aus 11 Dampfwagen (Abb. 72).

Ganz besondere Sorgfalt wurde der Ausbildung der Bremsen und neuestens der Abfederung der Wagen gewidmet. Durch letztere ist es gelungen, die unvermeidlichen Erschütterungen der Maschine vom Wagenkasten fernzuhalten.

Bei der Bergfahrt ist der Wagen gegen Talfahrt stets gebremst. Bei der Talfahrt wird die Bremse bei Überschreitung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit selbsttätig angezogen.

Die Betriebseröffnung erfolgte am 4. Juni 1889. In 25jährigem Betrieb wurden 1,037.482 Personen befördert, ohne daß der geringste Unfall vorgekommen wäre.

Die regelmäßige Betriebszeit dauert vom April bis Dezember, wird jedoch je nach den Schneeverhältnissen verkürzt oder verlängert.

Das Gesellschaftskapital beträgt 2,850.000 Fr., davon sind Ende 1913 2,491.025 Fr. auf den Bau der Bahn, der Rest auf Nebengeschäfte[83] (Hotels auf Pilatus-Kulm und Wegbauten) verwendet.

Die Betriebseinnahmen betrugen 1913 267.360 Fr., die Betriebsausgaben 154.822 Fr.

In Alpnachstad findet mittels Umsteigens unmittelbarer Anschluß aller Züge der P. an die Kurse der Dampfboote und Züge der Brünig-Bahn statt.

Literatur: Schwz. Bauztg. 1886, Bd. VII, Nr. 9; Engg. Nr. 1125 v. 13. Mai 1887 u. Nr. 1244 v. 1. Nov. 1889; Revue technique de l'exposition, Paris 1889, Partie V, Vol. et atlas; Zentralbl. d. Bauverw. 1890, Nr. 1; Festschrift des schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins, Luzern 1893. – Hartmeyer, Die Pilatusbahn. Europäische Wanderbilder, Polygraphisches Institut Zürich; Die Pilatusbahn. Separatabzug aus der Industriellen und Kommerziellen Schweiz, 1901. – Weber, Luzern, Der Pilatus und seine Geschichte.

Dietler.

Abb. 70.
Abb. 70.
Abb. 71.
Abb. 71.
Abb. 72.
Abb. 72.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 8. Berlin, Wien 1917, S. 82-84.
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82 | 83 | 84
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