Severntunnel

[34] Severntunnel. Der zweigleisige, von der Great Western-Eisenbahn in den Jahren 1874 bis 1886 erbaute Tunnel, der den Bristolkanal in der Nähe der Severnflußeinmündung unterfährt und Bristol mit den Eisenbahnen in Südwales verbindet, ist 7262 m lang, wovon 3701 m unter dem Wasser liegen. Den Längenschnitt der unter Wasser liegenden Tunnelstrecke mit den Neigungsverhältnissen und dem 29 m tiefen Schacht auf der Bristolseite und den beiden 62 m tiefen, im Abstand von 15 m zueinander liegenden Schächten auf der Südbrookseite zeigt Abb. 84.

Die beiderseitigen Zufahrtstrecken zu dem Unterwassertunnel sind ebenfalls mit Hilfe von Schächten ausgeführt worden.

Der Lichtquerschnitt des Tunnels hat 7∙9 m größte Breite und 6∙1 m größte Höhe über Schienenoberkante.

Die Ausmauerung erfolgte mit Ziegeln in Zementmörtel (2 Z. 1 S.); im Firstgewölbe mit 0∙68–0∙92 m, im Sohlgewölbe mit 0∙48 bis 0∙55 m Stärke. Die Längen der Zonen betrugen 3∙7–7∙3 m. Das durchfahrene Gebirge bestand der Hauptsache nach aus klüftigem Kohlensandstein, Kohlenschiefer, Konglomeraten und Mergel.

Vorerst teufte man einen Schacht auf der Südbrookseite ab, von dessen Sohle ein etwa 4∙5 m2 großer Entwässerungsstollen vorgetrieben, und im Tunnel als Sohlstollen fortgesetzt wurde; ist größtenteils mit Stoßbohrmaschinen von Mac Kean, hauptsächlich aber vorn Geach aufgefahren worden. Als Sprengmittel wurden Tonit und Sprenggelatine verwendet.

Der zwischen den Uferschächten 3701 m lange Sohlstollen wurde Ende September 1881 durchgeschlagen.

Der Ausbruch des Tunnels erfolgte nach englischer und streckenweise nach belgischer Bauweise, die Auszimmerung mit Längsträgern.

Die Bauarbeiten wurden ganz besonders erschwert durch einen Wassereinbruch an der Grenze des Kohlenkalks auf der Südbrookseite mit etwa 450 l/Sek., der mit den vorhandenen Mitteln nicht bewältigt werden konnte. Da auch der Wasserzudrang des von der Bristolseite im Gefälle vorgetriebenen Stollens sehr[34] groß wurde, mußten auch hier die Arbeiten eingestellt werden. Man vertiefte die Tunnelsohle und trieb von dem zweiten Schacht auf der Südbroockseite einen zweiten, tiefer gelegenen Entwässerungsstollen und dann den Sohlstollen vor, so daß der frühere Stollen Mittelstollen wurde und entwässert werden konnte. Durch Schließung eines eingebauten Dammtores, durch Taucher und bedeutende Verstärkung der Pumpenanlagen gelang es, das Wasser zu halten.

Außerdem traten noch mehrere Unfälle, wie namentlich ein Tagbruch auf der Bristoler Landseite ein, so daß die besonderen Schwierigkeiten, besonders aber die unzulänglichen Vorkehrungen für Wasserhaltung und die wenig sorgsame und zweckmäßige Baudurchführung die bedeutende Bauzeit von über 12 Jahren und einen Kostenaufwand bedingte, der mit über 20 Mill. M. angegeben wird.

Literatur: Severn Tunnel. Eng. 1876. – Severn Tunnel. Engg. 1880. – Severn Tunnel. Ann. d. ponts 1882. – Severn Tunnel. Ann. d. trav. publ. d. Belg. 1886. – Forchheimer, Englische Tunnelbauten. Aachen 1884.

Dolezalek.

Abb. 84. Severntunnel.
Abb. 84. Severntunnel.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 34-35.
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