Thielen

[311] Thielen, Carl v., kgl. preußischer Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten, einer der hervorragendsten und erfolgreichsten Förderer des preußischen und des deutschen Eisenbahnwesens, geboren 30. Januar 1832 in Wesel, gestorben 10. Januar 1906 in Berlin. T. studierte die Rechts- und Staatswissenschaften, wurde 1854 Auskultator, 1860 Regierungsassessor, als welcher er in der allgemeinen Verwaltung tätig war. 1864 trat er bei der Eisenbahndirektion Saarbrücken in den Staatseisenbahndienst ein, aus dem er 1867 ausschied, um als Direktionsmitglied in die Rheinische Eisenbahngesellschaft einzutreten. Nach deren Erwerb für den Staat wurde er 1881 Präsident der Eisenbahndirektion Elberfeld und 1887 Präsident der Eisenbahndirektion Hannover. Am 20. Juni 1891 wurde er als Nachfolger des Ministers v. Maybach (s.d.) zum Minister der öffentlichen Arbeiten und Chef der Verwaltung der Reichseisenbahnen berufen. Am 23. Juni 1902 schied er aus beiden Ämtern aus und lebte bis zu seinem Tod in Berlin im Ruhestand. Unter seiner Verwaltung sind in allen Zweigen des preußischen Staatsbahnwesens große Fortschritte gemacht worden. Durch Erlaß des Kleinbahngesetzes vom Jahre 1892 wurde der Ausbau des Eisenbahnnetzes wesentlich gefördert. Sein Verdienst war die Neuordnung der Staatseisenbahnverwaltung im Jahre 1895. Das Staatsbahnnetz wurde durch Erwerb einiger Privatbahnen erweitert, vor allem durch den der hessischen Ludwigsbahn gemeinsam mit der großherzoglich hessischen Regierung, worauf im Jahre 1896 die preußisch-hessische Eisenbahngemeinschaft gebildet wurde, der später die Main-Neckar-Bahn beitrat. Zahlreiche Verbesserungen im Personenverkehr (u.a. die D-Züge) und in den Personentarifen (die 45tägigen Rückfahrkarten) wurden von ihm eingeführt. Seine Pläne zum Ausbau des Wasserstraßennetzes (Mittellandkanal) scheiterten.

v. der Leyen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 311.
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