Barckhusen, Hermann

[28] Barckhusen, Hermann. B. war einer der ersten Mecklenburger Drucker, wenngleich es nach den gelehrten Forschungen sehr unwahrscheinlich ist, daß er jemals selbst Hand angelegt habe, sondern eine Privatdruckerei sein eigen nannte. Er stammte aus Warburg in Westfalen, wird am 4. Mai 1480 zum ersten Male in Rostock genannt und bekleidete von 1503-26 das Amt eines Ratssekretärs daselbst. Sein erster Druck, ein Kommentar zum Donat von Professor B. Möller, ist aus dem Jahre 1505. Er stand auch mit der Universität in Beziehungen, wie dies der Druck, der »in alma universitate Rostock« zum Abschluß gebracht ist, besagt. Archivar Lisch verzeichnet in seiner »Gesch. d. Mecklenburger Buchdruckerkunst« 10 Drucke von ihm und schreibt ihm u. a. auch die zweite niedersächsische Ausgabe des »Reinecke Voss« vom Jahre 1517 zu (1. Ausg. Lübeck 1498). Sein Nachfolger Ludwig Dietz hat 1522, 1539 u. 1549 eine weitere Ausgabe gedruckt. Besonders erwähnt muß werden: Bambergische Halsgerichts-Ordnung 1510 (Wiederdruck der berühmten Bambergensis von 1507) und das lübische Recht 1509, beide Werke in niederdeutscher Sprache. Als der buchhändlerische Verkehr größer wurde, trat B. seine Druckerei 1515 (nach Stieda im Archiv XVII erst 1529) an seinen »Diener und Bevollmächtigten« Ludwig Dietz, gebürtig aus Speier, ab, der das Geschäft, das er zeitweilig nach Lübeck verlegt haben muß, bedeutend in die Höhe brachte. Aus seiner Lübecker Zeit stammt sein hervorragendstes Druckwerk »De düdesch Psalter« und »Dat nye Testament Martini Luthers« 1532-1534, welches mit schönen Typen und sauberen Holzschnitten gedruckt, zu den schönsten Produkten dieser Zeit überhaupt gehört. 1548-1550 finden wir ihn auf Einladung des Königs Christian III. von Dänemark in Kopenhagen, wo er eine dänische Bibel nach lutherischer Uebersetzung in einer Auflage von 3000 Exemplaren druckte. Dietz druckte von 1550 ab wieder in Rostock, es sind eine große Reihe Drucke von ihm bekannt, trotzdem gab ihm die Stadt nach seiner eigenen Aussage nur »eine geringe narung und underhalt«. Am 25. April 1558 erhielt er seine Bestallung als »Universitäts-Buchdrucker«, er starb aber schon am 1. Sept. 1559, nach einer fünfzigjährigen reichen Thätigkeit in seinem Berufe. Vom Jahre 1560 an ist seine Offizin verschollen.

Quellen: Lisch, Buchdruckerkunst in Mecklenburg, Schwerin 1839, Stieda, Studien im Archiv für Gesch. d. Buchhandels XVII (1894).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 28.
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