Bong, Richard

[75] Bong, Richard. Richard Bong, geb. am 14. 11. 1853 zu Berlin, trat April 1867 nach dem Besuche der Dreifaltigkeitskirchschule in die Druckerei von Denter & Nicolas in Berlin als Lehrling ein. Zwei Jahre später wandte er sich der Holzschneidekunst zu und ging zu dem Xylographen A. v. Steindel in die Lehre, eröffnete indes schon nach drei weiteren Jahren, 19 Jahre alt, am 23. 10. 1872 ein eigenes Atelier in der Zimmerstraße. Die hervorragenden Arbeiten in seinem Fache sicherten ihm bald einen ständig sich vergrößernden Abnehmerkreis, sodaß er durch mehrmaligen Umzug sein[75] Geschäft erweitern mußte. Die Vervollkommnung des farbigen Tonholzschnittes ist sein Verdienst, ebenso denselben praktisch in die Journallitteratur eingeführt zu haben. Bongs Mitarbeiter Hönemann associerte sich um diese Zeit mit ihm und die Firma lautete für kurze Zeit Bong & Hönemann, bis letzterer 1885 wieder ausschied. 1884 gründete Bong eine Filiale in Braunschweig, vereinigte sie aber bald wieder mit dem Berliner Stammgeschäft. 1887 erschien das 1. Heft von »Zur guten Stunde«, an der sich Bong in hervorragendem Maße beteiligte, die aber erst 1891 in seinen alleinigen Besitz überging. Am 1. 2. 1888 er von der Bazar-Aktiengesellschaft die von E. Dominik 1887 gegründete und anfangs unter der Firma Berliner Verlags-Comptoir A.-G. ausgelieferte »Moderne Kunst in Meisterholzschnitten«. Wie er diese Zeitschrift zu ungeahnter Blüte gebracht hat, ist bekannt, von 1357 Abonnenten im Jahre 1888 stieg die Zahl im 11. Jahrgange auf 102000. 1891 erfolgte die Begründung der Schwesterfirma Bong, Dominik & Co., in welche sein langjähriger Mitarbeiter Emil Rupprecht als Teilhaber eintrat. Bereits im Mai gleichen Jahres schied Dominik aus und die Firma änderte sich in Deutsches Verlagshaus Bong & Co. Die stetige Ausdehnung des Geschäftes führte 1893 zur Gründung einer Filiale in Leipzig, zur Auslieferung aller Verlagsartikel der Firmen Rich. Bong und Deutsches Verlagshaus Bong & Co. Endlich erfolgte, um die Schwierigkeiten, die sich der Erwerbung der Reproduktionsrechte entgegenstellten, 1895 die Errichtung einer besonderen Kunstverlagsabteilung. Ein Jahr früher hatte er die 14tägige Zeitschrift »Für Alle Welt« ins Leben gerufen, die, den berechtigten Zeitforderungen entgegenkommend, hohen Rabatt für den Sortimenter bei gediegenstem Inhalte bot, bald mit in die erste Reihe der deutschen Journale aufrückte. Den Ueberblick über alle Neueinrichtungen innerhalb seiner Geschäftssphäre suchte er durch fortwährende Reisen in aller Herren Länder zu behalten, hier vortreffliche Gelegenheit findend, neue Verbindungen anzuknüpfen. Von weiteren Verlagswerken Bongs sind zu erwähnen Dincklage-Campe, Wie wir unser Eisern Kreuz erwarben; Kraemer, Deutsche Helden aus der Zeit Wilhelms des Großen; Dincklage-Campe, Liebe schöne Leutnantszeit; sowie Kraemer, das XIX. Jahrhundert in Wort und Bild, in 60 Lieferungen erscheinend, von welchem Werke bereits 100000 Exemplare verkauft wurden und welches gleichzeitig in vier fremden Sprachen erscheint. In neuester Zeit wurden herausgegeben: Platen, Die Neue Heilmethode; und die humoristisch-satirische[76] Bibliothek »Die Berliner Range«, deren Ansatz heute weit über 1/2 Million Exemplare innerhalb Jahresfrist beträgt.

Quellen: Börsenblatt 1897; Fischers Mitteilungen, Leipzig 1897; Deutscher Buch- und Steindrucker, Berlin 1897.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 75-77.
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