Haas, Wilhelm

[352] Haas, W. Wilhelm Haas, ein ausgezeichneter Typograph, Schriftschneider und Schriftgießer, stammte aus einer von Nürnberg nach Basel eingewanderten Mechanikerfamilie und wurde am 23. 8. 1741 geboren. Sein Vater (geb. 1698, gest. 1764), seit 1718 in Basel ansässig, war ein geschickter Siegelschneider, der auch im Kupferstechen und Malen zu Hause war.[352]

Nachdem Haas des Vaters Geschäft übernommen, war seine Sorge, das Geschäft nach allen Seiten zu vervollkommnen. Seine deutschen Typen galten als die regelmäßigst geschnittenen und schönsten; für die Antiquaschriften war er der Erste in der Schweiz und Deutschland, daneben widmete er sich aber auch der orientalischen Stempelschneiderei.

Die Buchdruckerkunst verdankt ihm die Erfindung der systematischen Zusammensetzung der Stücklinien und Zwischenspäne (siehe darüber seine Schrift »Erklärung einer neu erfundenen und gemeinnützlichen Einrichtung der Stücklinien und Zwischenspäne, mit den dazugehörigen Tabellen. Nebst einer Anmerkung über die gegossenen Stege,« Basel 1772). – Ferner konstruierte Haas 1772 eine neue, die nach ihm benannte Buchdruckpresse (vergl. seine Schrift: »Beschreibung und Abriß einer neuen Buchdruckpresse, erfunden in Basel 1772 und zum Nutzen der Buchdruckerkunst herausgegeben von W. Haas, dem Vater.« Gedruckt bei W. Haas, dem Sohne, 1790) und endlich gehört hierher seine dritte Erfindung, geographische Karten mit beweglichen Typen setzen zu lassen, Typometrie genannt (vergl. auch Artikel Breitkopf); nach dieser Methode hat er und sein Nachfolger eine Reihe Schweizer Karten hergestellt. – 1778 errichtete Haas mit Johann Jakob Thurneisen dem Jüngeren eine Geschäftssozietät; diese Druckerei zeichnete sich durch Eleganz und Korrektheit ihrer Drucke und Verlagsschriften besonders aus; 1786 wurde die Gesellschaft aufgelöst.

1789 übergab Haas die Schriftgießerei seinem Sohne, welcher damit eine Buchdruckerei verband. Er selbst widmete sich nun fast ausschließlich dem Dienste seiner Vaterstadt. Er organisierte das Geschützwesen, wirkte als Generalinspektor und Direktor der Artillerieschule, leitete den Bau von Landfesten am Rhein, brachte eine Reihe von Verbesserungen in Ackerbau und Forstwesen an. Seine kleinen ökonomischen und forstwissenschaftlichen Schriften sind teils einzeln erschienen, teils in den Abhandlungen der Baseler ökonomischen Gesellschaft abgedruckt worden. Er starb am 8. 6. 1800.

Wilhelm Haas Sohn wurde geboren am 15. 1. 1766 und zeigte schon in früher Jugend große Fähigkeiten und Neigungen für den Beruf seines Vaters. Als 8jähriger Knabe setzte er Accidenzen und druckte ebenso fertig. Mit 16 Jahren fertigte er unter Benutzung der von seinem Vater eingeführten systematischen Stücklinien den Satz der großen Fuldaschen Weltgeschichtskarte in 12 großen Blättern, zusammen eine einzige Tabelle von 5 Fuß Höhe und[353] 6 Fuß Breite. Weiter vorgebildet durch mehrere Reisen, übernahm er nach Ablegung des Postulates im Alter von 20 Jahren das Geschäft seines Vaters unter der nunmehrigen Firma Wilhelm Haas der Sohn. Alle vom Vater eingeführten Neuerungen hat er weiter ausgebildet. Er ließ 1784 eine Glättpresse, die erste in der Schweiz sowie Deutschland, aufstellen und verbesserte sie nachhaltig, als er 1786 auf einer Reise den berühmten Bodoni in Parma und dessen ähnliche Pressen kennen lernte. Er hat eine Reihe von Ausgaben der hebräischen Bibel gedruckt und verlegt, namentlich die 1822 erschienene, für das biblische Studium so wertvolle Biblia hebraica et judaico-germanica, in Quart.

Im sechzigsten Lebensjahre übergab er sein Geschäft seinen Söhnen Wilhelm und Eduard Haas; er starb am 22. 5. 1838.

Quellen: Wegelin, Die Buchdruckereien der Schweiz, St. Gallen 1836; Basler Taschenbuch 1854/55 (her. von Streuber), Basel 1855; Ersch und Gruber, Encyklopädie II, 1.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 352-354.
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