Kirchheim, Franz

[534] Kirchheim, F. Die Verlagsfirma Franz Kirchheim in Mainz wurde im Jahre 1819 durch Simon Müller (geb. 14. Februar 1774, gest. 17. Febr. 1857) begründet. 1834 übernahm ein Konsortium, bestehend aus einem Anverwandten des Begründers, Buchhändler Franz Kirchheim (geb. 11. 3. 1803) und zwei kaufmännischen Teilhabern, Joseph Schott und Philipp Thielmann den Verlag, der nun unter Firma Kirchheim, Schott und[534] Thielmann geführt wurde. Vom 1. Juli 1848 ab, nach Thielmanns Ausscheiden lautete die Firma Kirchheim und Schott, und seit 1. Februar 1853 nach Schotts Tode: Franz Kirchheim.

Nach dem Tode Kirchheims, am 1. Juni 1853, übernahm am 15. September 1853 dessen Neffe und Erbe Georg Kirchheim (geb. 19. 3. 1833) die Firma. Unter seiner Leitung vergrößerte sich der früher schon sehr umfangreiche Verlag bedeutend, ohne indessen in seiner inneren Geschlossenheit nachzulassen. Georg Kirchheim starb nach 42jähriger, von hohem Erfolg gekrönter Thätigkeit am 28. 2. 1895. Sein seit 1. Januar 1885 als Teilhaber aufgenommener Bruder und langjähriger Mitarbeiter, Franz Carl Kirchheim (geb. 23. 6. 1840) folgte ihm am 18. 6. 1897 im Tode. Nunmehr übernahmen Franz X. Kirchheim ( 21. 5. 1904) und Dr. jur. Carl Kirchheim (jetziger Inhaber) den Besitz und die Leitung der Firma. Neben die Firma trat durch Teil-Fusion mit der Firma Joh. Falk III Söhne die Firma Kirchheim & Co. G. m. b. H. in Mainz (2. 5. 1903), sowie die Firma Kirchheimsche Verlagsbuchhandlung in München (17. 4. 1903); Gesellschafter dieser Firmen sind Dr. jur. Carl Kirchheim, August Falk und Josef Falk in Mainz.

Das 1898 ausgegebene Verlagsverzeichnis der Firma zeigt, daß die Spezialität des Hauses auf dem Gebiete der katholischen Theologie einschließlich aller Unterabteilungen liegt. Neben Zeitschriften wie »Archiv für katholisches Kirchenrecht« seit 1857; »Der Katholik« Zeitschrift für katholische Wissenschaft und kirchliches Leben, seit 1821 erscheinend, finden wir Schriften katholischer Gelehrten wie Jos. Bautz; Alph. Bellesheim; A. J. Binterim; C. Braun; H. Brück (Geschichte der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert, 1887/1896); Franz X. Dieringer; F. Dupanloup (Uebersetzungen); Paul L. Haffner; J. B. Heinrich (Dogmatische Theologie, 8 Bde. 1881/97 82 Mk.); J. U. Keller; W. E. Ketteler; A. Martin; A. Stöckl; F. L. Graf zu Stolberg (Geschichte der Religion Christi, 53 Bde.); F. X. Weninger (Predigten 10 Bde.) u. v. a. Eine große Reihe pädagogischer (darunter die Sammlung »Lebensbilder katholischer Erzieher« 1886 und Folge) und Jugendschriften, sowie Gebet- und Erbauungsbücher vervollständigt den Kreis.

Auf dem Gebiete der schönen Litteratur begegnet uns zunächst die der Litteraturgeschichte wohlbekannte Gräfin Ida Hahn-Hahn und Oscar von Redwitz (Amaranth 42. Aufl. 1898); ferner Hsch. Hansjakob; W. Molitor; Frz. Lennig (Etwas zum Lachen, 9. Aufl.[535] 1890); Conrad von Bolanden; Ph. Laicus; H. von Veltheim u. a. Aus dem Gebiete der Geschichte sind die Schriften von J. H. Hennes zu nennen, sowie die neuerdings sehr bekannt gewordene Sammlung »Weltgeschichte in Karakterbildern« und ferner eine große Anzahl Werke die der Hagiographie und Biographie angehören. Insgesamt umfaßt der Kirchheimsche Verlag etwa tausend Verlagswerke.

Quellen: Verlagskatalog 1898.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 534-536.
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