Marcks, Adolph von

[658] Marcks, A. »Wenn ein deutscher Buchhändler im Auslande zu Ehren und hohem Ansehen gelangt und nach jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit auf glänzende Resultate hinweisen kann, so wird man ein solches Ergebnis deutscher Intelligenz und deutschen Fleißes wohl rühmend hervorheben dürfen«. Diesen Worten des Biographen von Adolf von Marcks kann nur zugestimmt werden, sie geben zugleich den Erfolg dieses deutschen Buchhändlerlebens bekannt.

Adolf Marcks war am 2. Februar 1838 zu Stettin geboren und wurde 1854, durch Fritz Reuter empfohlen, als Lehrling von Hinstorff in Wismar angenommen. Vorübergehend war er in seiner Wanderzeit in Berlin und Stettin tätig und wurde 1859 von der St. Petersburger Firma Bietepage & Kalugin berufen, um für dieselben ein deutsches Sortimentsgeschäft einzurichten. Kurze Zeit war er noch bei Wolff ebenda tätig und trat dann als Chefredakteur für deutsche und französische Korrespondenz in das Bureau der Großen russischen Eisenbahngesellschaft. 1869 wandte er sich wieder dem Buchhandel zu und gründete mit geringen Mitteln ein Verlagsgeschäft in St. Petersburg.

Der beispiellose Erfolg seines Unternehmens lag in der gleichzeitig erfolgten Gründung des der deutschen Gartenlaube nachgebildeten russischen Familienjournals »Niwa«, welches heute eine Auflage von 254000 Exemplaren zählt. Man kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, welches Aufsehen es erregte und mit welcher Anerkennung es begrüßt wurde, daß die Abonnenten des »Niwa« nach und nach sämtliche Werke der besten russischen Schriftsteller: Lermontow, Koslow, Kolzow, von Wisin, Poleschajew, Kaiserin Katharina II., Lomonossow, Gribojädow, Dostojewskij, Grigorowitsch, Boborykin, Turgenjew, Gontscharow, Gogol, Danilewskij, Ljeskow, Tschechow, Gorbunow und Scheller-Michailow erhielten. Im Laufe einiger Jahrzehnte wurden auf diese Weise durch Marcks weit über 50 Millionen Bände wertvollster Lektüre unter Volksschichten verbreitet, die an die Anschaffung von Büchern früher kaum zu denken gewagt hatten. Man könnte vielleicht sogar behaupten, Marcks habe durch seine buchhändlerische Einsicht für die Aufklärung des russischen Volkes mehr getan als manche von den Ministern der Volksaufklärung, deren vornehmste Tätigkeit in Fesselung der Presse und Beschränkung des Volksunterrichts bestand.[658]

Der Marckssche Verlag enthält u. a. die sämtlichen Werke von 34 russischen Autoren, von denen manche Werke bis zu 12 Bänden stark sind. Der jährliche Umsatz des Verlagsgeschäftes bezifferte sich in den letzten Jahren auf durchschnittlich 7 Millionen Mark. Ueber 900 Personen beschäftigt der Verlag der mit Buchdruckerei, Falzerei, Buchbinderei, Stereotypie, Galvanoplastik, photochemigraphischer Anstalt, Kupferdruckerei, Lithographie, geographischer Anstalt usw. verbunden ist.

1897 wurde Marcks, nachdem ihm vorher reiche Ordensauszeichnungen zuteil geworden waren, in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb am 4. November 1904.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1904.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 658-659.
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