Moeser, Wilhelm

[706] Moeser, W. Der bekannte Berliner Buchhändler Johann Wilhelm Moeser ( 1881) war einer von denjenigen, welche »von der Pike auf« dienten. Er begann seine Laufbahn als Buchdrucker in bescheidensten Verhältnissen lebend und brachte es durch Fleiß und ausdauernde rationelle Tätigkeit zu einem der bedeutendsten und[706] geachtesten Männer seines Faches in Berlin. Buchhändlerische Unternehmungen, welche er bald nach seinem Etablissement als Buchdrucker mit demselben verband, halfen ihm weiter; die von ihm verlegten Doré'schen Prachtwerke und andere, welche er ins Leben rief, geben redendes Zeugnis von seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit. Von seinen Verlagsschriften die sich gleich anfänglich auch auf die katholische Spezialliteratur ausbreiteten, seien genannt die Werke von B. G. Bayerle, H. Pröhle, Ad. Streckfuß, R. Dehnike, Jul. Lasker. Die Firma besaß auch einen umfangreichen Kunstverlag und verlegte von Anfang an die »Amtlichen Stenographischen Berichte des Preußischen Abgeordnetenhauses«.

Der Sohn des Firmenbegründers, Jacob Friedrich Wilhelm Moeser, geboren den 6. 8. 1845, gestorben den 12. 12. 1899, war ursprünglich für die militärische Laufbahn bestimmt. Der Wunsch seines Vaters jedoch veranlaßte ihn, in die väterliche Offizin als Lehrling einzutreten, wo er die Buchdruckerei und den Buchhandel erlernte. Daneben besuchte er die Universität Berlin zur weiteren Ausbildung. 1864-66 finden wir Moeser in England und Amerika, von 1867 ab in Paris. Nach seiner 1868 erfolgten Rückkehr trat Moeser als Teilhaber in das väterliche Geschäft ein, das sich unter seiner tatkräftigen Leitung mit schnellen Schritten vergrößerte. Neben eine Reihe juridischer Werke traten heraldische und kunsthistorische Schriften. Moeser verlegte auch den bekannten Pentateuchus Samaritanus, zu dessen Typen die Stempel eigens in seiner Schriftgießerei geschnitten werden mußten. Wie sein Vater, so erhielt auch er den Titel eines Hofbuchdruckers und Hofbuchhändlers, daneben wurde er durch zahlreiche Ordensverleihungen ausgezeichnet.

Quellen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 1881; Dem Andenken Wilhelm Moesers, Berlin 1899; Verlagskatalog 1868.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 706-707.
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