Prüß, Johannes

[775] Prüß, J. Johannes Prüß der Aeltere, gebürtig aus Württemberg, wurde 1447 geboren. Im Jahre 1490 bringt das Straßburger Bürgerbuch die Eintragung »Johans Prüsse der trucker,« doch hat Prüß schon seit 1480 in Straßburg gedruckt. Seine Werkstätte befand sich im Hause zum Tiergarten, dort wo schon vor ihm Johann Mentelin gedruckt hatte, ferner besaß er ebendort sowie am Münster einen Buchladen.

Prüß druckte vorzugsweise liturgische Werke, darunter Martyrologien mit Kalendern, Meßbücher, Graduale sowie Psalter und Musiknoten. Außerdem gab er Schriften von Theologen, Medizinern, Geschichtsschreibern, Grammatikern, Humanisten, klassischen Autoren usw. heraus. Die seinen Namen allein tragenden Bücher belaufen sich auf etwa 20 lateinische und 6 deutsche. Nach 1519 druckte die Offizin zahlreiche lutherische Schriften nach.

Seine drei Buchdruckermarken enthalten ein Monogramm aus den Buchstaben S. und P. bestehend, dessen oberes und unteres Ende seitwärts in ein Kreuz ausläuft.

Prüß starb am 16.11.1510 während des Druckes eines Straßburger Breviers, das diese Angaben enthält. Seine Witwe heiratete den Buchdrucker Reinhard Beck. Dieser, in Köln geboren, wurde im Jahre 1511 Bürger in Straßburg. Am Anfang führte er die Druckerei zusammen mit Johann Prüß dem Jüngeren weiter, bis der letztere sich eine Offizin in einem anderen Viertel[775] der Stadt anlegte. Unter den zahlreichen Drucken, welche Beck herausbrachte und deren Titel meist mit einem Tiergarten eingefaßt sind, hat er einige in Baden-Baden gedruckt, wohin er während der 1511 in Straßburg herrschenden Pest geflohen war. Er druckte außer theologischen Werken, Traktate von Humanisten, Grammatiken, Wörterbücher, im Ganzen etwa 30 lateinische und 2 deutsche Bücher. Für Johann Knoblauch sowie für Johann Rinmann hat er ebenfalls gedruckt.

Becks Buchdruckerzeichen stellt einen wilden Mann dar, der einen an einen Baum aufgehängten Schild hält mit dem aus einem R und einem B gebildeten Monogramm.

Beck starb 1522. Seine Tochter Ursula heiratete den Drucker Wolfgang Forter, welcher dem Geschäft vorstand, bis Becks Wwe. sich 1524 mit dem Buchdrucker Johann Schwan von Marburg in zweiter Ehe vermählte. Sein Sohn, Balthasar Beck (1528-46) besaß eine Offizin am Holzmarkt, wo er anfangs in Gemeinschaft mit Michel Meyer druckte.

Quellen: Schmidt, Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straßburg, 1882; Heitz-Barack, Elsässische Büchermarken, Straßburg 1892; Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels, Band 1.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 775-776.
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