Rusch, Adolph

[837] Rusch, A. Zu den bekanntesten Straßburger Buchdruckern gehört auch Adolph Rusch, ein Gehilfe Mentels, der dessen Tochter Salome heiratete und dadurch Teilhaber an dem umfangreichen Mentelinschen Geschäfte »im Hause zum Tiergarten«, das er 1478 selbständig übernahm, wurde. Buchdrucker und Buchhändler, vielleicht auch noch Handschriftenhändler, betrieb Rusch, so erzählt Schmidt, auf großartige Weise sein Geschäft. Wenn seine eigenen Pressen nicht ausreichten, half er sich aus, indem er den kleinen, in der Stadt angesessenen Druckern Arbeit gab. Rusch übernahm Aufträge für Anton Koberger in Nürnberg und Johann Amerbach in Basel. Eigentümlich mutet es an, daß Amerbach, wenn er bei Rusch etwas drucken ließ, diesem Typen und einen Setzer schickte.

Rusch war einer der bedeutendsten Papierhändler seiner Gegend, selbst Baseler Drucker deckten bei ihm ihren Bedarf. Für[837] Bücher, die Rusch bei anderen kaufte, zog er vor, statt Geld stets Papier zu liefern. In Ingweiler besaß Rusch eine schloßartige Villa, die »Ruschenburg«. Auf einer Reise nach Baden erkrankte er schwer, wurde nach Straßburg zurückgebracht und starb hier am 26. Mai 1489.

Dziatzko identifiziert den mystischen Straßburger Drucker mit dem bizzaren R mit Adolf Rusch, welcher in jener bizarren R-Form eine Art Monogramm seines Namen versucht habe. Es wäre dies die einzige Art, wie er in seinen Drucken wenigstens eine Andeutung seines Namens hinterlassen hat. Sonst ist Rusch nie in einem seiner Drucke genannt, so zuverlässige Nachrichten wir auch anderweitig von seiner Druckertätigkeit besitzen. Sehr beachtenswert ist Ruschs Drucktätigkeit nicht allein durch den frühen Gebrauch der Antiquatype, vielleicht der frühesten innerhalb Deutschlands, sondern noch mehr durch eine gewisse Vorliebe für humoristische Literatur, die er gerade in der älteren Reihe seiner Drucke behandelt.

Ein lateinisches Lobgedicht seines Freundes Rudolf von Langen verrät uns, daß Rusch die große vierbändige »Biblia latina cum glossa ordinaria Walafridi Stabonis et interlîneàrì Anselmî Laudunensis« für Koberger druckte. Ein bewundernswertes Denkmal für die Ausdauer und Geschicklichkeit des Kunstfleißes damaliger Zeit, nennt es Klemm, indem er hinzufügt, daß es eins der großartigsten Bibelwerke aller Zeiten sei. Zum Druck dieser glossierten Bibel wurden vielerlei Typen benutzt. Den Bibeltext umgibt auf jeder Seite die »glossa ordinaria« des Walafrid Strabo, während zwischen die Zeilen desselben die Interlinearglosse des Anselm von Laon eingeschoben ist.

Quellen: C. Schmidt, älteste Bibliotheken und Buchdrucker zu Straßburg, 1882; Kapp, Buchhandel Bd. I; Haebler, Beiträge zur Kenntnis des Schrift etc.-Wesens, VIII (Der Drucker mit dem bizarren R., von K. Dziatzko), Halle 1904; Klemm, Katalog, Dresden 1884.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 837-838.
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