Volger, Eduard

[1006] Volger, E. Friedrich Hermann Eduard Volger war am 11. September 1813 zu Ilfeld in der Provinz Hannover geboren. Als Sohn eines an dem dortigen Pädagogium angestellten Professors und bekannten Philologen, wie unter seinem Pseudonym A. Bühren auch bekannten Novellisten, genoß Volger eine gediegene Erziehung. Später siedelte die Familie nach Nordhausen über, woselbst Volger im Jahre 1830 in die Buchhandlung von Landgraf als Lehrling eintrat. Als Gehilfe konditionierte er bei Fr. Volckmar in Leipzig, bei A. Zimmermann in Naumburg und bei G. Wilmsen in Landsberg a. W. Als der Letzterwähnte im Jahre 1838 sein Geschäft aufgab, assoziierte sich Volger mit W. Schulz, der in Landsberg bereits eine Buch- und Steindruckerei wie Leihbibliothek besaß, und beide eröffneten am 1. September 1838 ihr neues Geschäft unter der Firma Schulz & Volger. Bereits im Februar 1840 aber trat Schulz seinen Anteil an Geschäft an H. Klein ab, und die beiden Besitzer, von denen Klein die Filiale des Geschäftes in Meseritz leitete, aber bald starb, firmierten nunmehr Volger & Klein. Weitere Kommanditen hatte das Geschäft in früherer Zeit in Dtsch. Crone (ging 1840 an Wilhelm Schulz über) und Driesen.

Von besonderem Interesse ist Volgers Tätigkeit als Fachschriftsteller und Verleger. Als sein Hauptwerk ist hierbei zu nennen die zuerst im Jahre 1838 herausgegebene »Nachweisungstabelle solcher Buchhandlungen, die früher existierten, jetzt aber an andere übergangen sind«. Im Jahre 1863 editierte er dieses Werk in[1006] zweiter Auflage und gab hierzu bis zur Neuzeit mehrere Supplemente heraus: die Verlagsveränderungen von 1863-1866, von 1867-1869, von 1863-1872, von 1873-1882.

Ein früheres Werk von Volger erschien 1834 bei Franz in München: »Die Korrektur, wie sie gelesen werden muß«, eine damals sehr beliebte und viel eingeführte Anweisung. Spätere Werke von ihm sind: »Skizzen und Novelleten aus dem Buchhändler-Leben und Buchhändler-Treiben von ehemals und jetzt«. 2 Bände (1848); die Humoreske »Der erste weibliche Kommis im Buchhandel«; auch ist er unter Pseudonym Autor mehrerer in seinem gangbaren populären Verlage erschienenen Werke. Für die »Bausteine. Beiträge zu einer späteren Geschichte des Buchhandels« schrieb Volger ebenfalls mehreres; viele größere Artikel schrieb er auch für das »Börsenblatt für den deutschen Buchhandel«, sowie für eine Reihe von Zeitschriften und politischen Zeitungen, wie »Schorers Familienblatt«, »Das Neue Blatt«, »Hausfreund«, »Vogelwelt von Ruß«, »Leipziger Tageblatt« u. a.

In den Kreisen seiner Heimat genoß Volger auch den Ruf eines gewiegten Vogelkenners und -Züchters, und sein bei Hahn in Hannover erschienenes größeres Werk »Der Vogelkenner als Vogelzüchter«, wie der Auszug hieraus »Der Kanarienvogel« geben Kunde hiervon. Schließlich wäre noch ein von ihm herausgegebenes Märchenbuch »Die neue Wunderwelt« zu nennen.

Von dem Verlag Volgers ist außer vielen kleineren Artikeln zu nennen eine Anzahl juristischer Werke, mehrere Werke des bekannten Dichters und Schriftstellers Solitaire und des Literarhistorikers Ed. Boas, ferner sein in Norddeutschland gangbarer Hauskalender, sowie – als Spezialität – das »Militär-Theater-Album« und die »Deutsche Liebhaber-Bühne«; letztere zwei Verlagsartikel haben sich namentlich unter Volgers Nachfolger sehr hübsch entfaltet.

Volger hat bereits im Jahre 1875 sein Geschäft an den ältesten Sohn Fritz Volger abgetreten, hat aber in der ihm so lieb gewordenen Branche bis zu seinem am 11. März 1886 erfolgten Tode weitergearbeitet. Auf Wunsch des Vaters erlernten alle sechs Söhne den Buchhandel, um sich dann zum Teil allerdings einem bestimmten Fach der Literatur, und zwar in selbstschöpferischer Eigenschaft zuzuwenden. Der 1890 verstorbene Fritz Volger ist Autor einer großen Reihe von Theaterstücken; Adolph Volger, welcher 1846 eine Buchhandlung in Burg bei Magdeburg begründete (jetzige Firma August Hopfer) ist aus mehreren lyrischen wie epischen Gedichten bekannt; von Eduard Volger haben einige größere Lustspiele die Reise über die größeren Bühnen Deutschlands und Amerikas[1007] gemacht; Franz Volger wurde Redakteur einer politischen Zeitung und einer belletristischen Zeitschrift, auch Autor einiger kulturgeschichtlicher und dramatischer Werke; Georg Volger, ebenfalls als Theaterschriftsteller bekannt, etablierte sich 1885 als Buchhändler und Buchdrucker in Lübben, woselbst er auch die »Lübbener Zeitung« ins Leben rief. Die Buchhandlung ging 1887 an Curt Zeidler über.

Der sechste Sohn von Eduard Volger, Friedrich Volger, eröffnete 1848 eine Buchhandlung in Köslin, welche 1866 an August Schulz überging, der sie 1892 an Alfred Hoffmann verkaufte. Die Firma Volger & Klein in Landsberg an der Warthe ist seit 1890 im Besitze von Paul Volger.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1886.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1006-1008.
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