Wallishausser, Johann Baptist

[1020] Wallishausser, J. B. Johann Baptist Wallishausser (III) enstammte einer alten Buchhändler- und Buchdruckerfamilie; die Firma reicht bis auf das Jahr 1782 zurück, in welchem Jahre ein Johann Baptist Wallishausser (I) aus Hohenzollern-Hechingen in Wien ein Antiquariat begründen wollte, aber erst 1784 die Bewilligung hierzu erhielt. 1788 etablierte er am Kohlmarkt eine Buchhandlung, die bald als Spezialität einen umfassenden Verlag theatralischer Werke schuf. Grillparzers, Th. Körners, Ifflands und Kotzebues Werke erschienen bei Wallishausser und die gesamte Wiener Lokalmuse von Nestroy an bis zu Elmar, Berg u.a. ging aus demselben Verlage hervor, der durch diese Publikationen mit dem Kulturleben des älteren Wiens aufs engste verknüpft erscheint. 1800 erwirkte Wallishausser die Erlaubnis zur Errichtung einer Buchdruckerei, die er von 1803 an im Verein mit dem Buchhändler Oehler, dessen Gesellschafter ein Bruder Klopstocks war, in Altlerchenfeld betrieb. Von 1805 an trug die Offizin den Titel »Hof-Theatral-Buchdruckerei«. Ihr Gründer starb am 22. Februar 1810. Sein Sohn Johann Baptist (II) übernahm 1817 die Geschäfte, die unterdessen von der Witwe weitergeführt worden waren, und erhielt 1820 die Konzession. Er war stets für Schönheit und Korrektheit des Drucks besorgt und erlangte bald einen guten Ruf. Doch schon am 11. Oktober 1831 verschied er im kräftigsten Mannesalter von 40 Jahren. Er hinterließ einen Sohn, der ihm am 4. August 1831 geboren ward und in der Taufe gleichfalls den Namen Johann Baptist erhalten hatte. Dieser, Hofbuchdrucker und Buchhändler, kaiserlicher Rat und Handelskammer-Rat Wallishausser, widmete sich später den Studien am Schottengymnasium, praktizierte sodann im Elternhause sowohl im Buchhandel wie auch im Buchdruck und arbeitete darauf mehrere Jahre hindurch in beiden Geschäftszweigen in bedeutenden Städten Deutschlands. Nach seiner Rückkehr wurde er im Jahre 1851 großjährig gesprochen und blieb fortan eine geschäftliche Stütze seiner Mutter, bis diese 1854 die Druckereikonzession auf ihn übertragen ließ.[1020]

Eine seiner ersten hervorragenden Arbeiten war ein für die damalige Zeit prächtiger Farbendruck, der die Aufmerksamkeit auf ihn zog. Er erweiterte den Verlag und hatte auch die Befriedigung, daß seiner Offizin vermehrte Aufträge, besonders von Zeitschriften, zuflossen. Im Buchhandel vertrieb er vorwiegend Belletristik. Während elf Jahren gab er selbst eine täglich erscheinende Zeitung, an der er auch schriftstellerisch tätig war, den »Zwischenakt« heraus, der sich die Pflege des Theaters und der Kunst zur Aufgabe gestellt hatte. Schon von seinem Großvater her war der Offizin der Druck der Zettel und aller Drucksorten für die beiden Hoftheater übertragen, welchen Auftrag er jedoch 1869 durch den Wettbewerb des Barons Heine einbüßte, der in seiner Zeitungsdruckerei bereits die Zettel und Affichen für zwei Vorstadttheater druckte und erfolgreich nach weiterer Beschäftigung strebte. Der Geschäftsgang hatte sich trotzdem erweitert, und Wallishausser, dem inzwischen die Titel eines Hofbuchdruckers und kaiserlichen Rates verliehen waren, wollte sich einigermaßen entlasten, da ihn auch die Arbeiten in der niederösterreichischen Handelskammer, der er viele Dezennien als eifriges Mitglied angehört und in der er vielfach als Referent fungiert hat, sehr in Anspruch nahmen. Er verkaufte daher im Jahre 1854 die Buchhandlung an seinen seitherigen Mitarbeiter, späteren Gemeinderat und Landtagsabgeordneten Josef Klemm (geb. 1821 zu Wiener Neustadt). Klemm, von einer sehr rührigen Tätigkeit beseelt, verlegte außer einer größeren Anzahl dramatischer Verlagsartikel auch mehrere periodische Zeitschriften, so den von Nordmann herausgegebenen »Salon«, die »Gerichtshalle« etc. 1858 begründete er in Verbindung mit Albert Hugo die erste »Jagdzeitung« in Oesterreich.

1881 verkaufte Klemm wegen Kränklichkeit das Geschäft an Adolph W. Künast, geb. am 22. Mai 1845 zu Schluckenau, welcher den Verlag vier Jahre später durch käufliche Erwerbung des umfänglichen L. Rosnerschen Theaterverlages in Wien mit den dramatischen Werken von Anzengruber, Wilbrandt u.a. erheblich vergrößerte. Hier sei erwähnt, daß das Archiv der Firma und das reiche antiquarische Lager aller seit weit über ein Jahrhundert zur Aufführung gelangten und im Druck erschienenen Theaterstücke mehr als 35000 Nummern umfaßt. – Daneben wandte sich Künast in hervorragender Weise dem Verlage jagdlicher, ornithologischer und forstwissenschaftlicher Literatur zu. So erschien 1887 auf Anregung des Kronprinzen Rudolf das jagdzoologische Prachtwerk »Das Auer-, Rackel- und Birkwild« usw. Seine Verdienste wurden durch die Ernennung zum Kaiserlichen Rat ausgezeichnet, der Kaiser von Oesterreich und der König von Rumänien[1021] ernannten ihn zum Hofbuchhändler und verliehen ihm Ordensauszeichnungen.

Wallishausser (III) starb am 14. Oktober 1904.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1889; Oesterreich-Ungar. Buchhändler-Korrespondenz 1891.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1020-1022.
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