Amphitryon

[39] Amphitryon oder Amphitruo (Gr. M.), Sohn des Alcäus und der Hipponome, ein Nachkomme des Perseus, zeichnete sich schon in seiner Jugend durch Heldenmuth und männlichen Ernst aus und kam seinem Oheim Electryon zu Hilfe, als diesem die Söhne des Pterelaus, Königs der Teleboër, seine Heerden wegtrieben und ihn mit Krieg überzogen. Electryon versprach dem A. hiefür die Hand seiner Tochter Alcmene und sein Königreich. Siegreich kehrte A. aus dem Kampfe gegen die Teleboër zurück, und Electryon ging dem Freunde welcher die wiedergenommenen Rinder vor sich hertrieb freudig entgegen. Da geschah es, dass eines der Thiere aus den Reihen sprang; A. warf mit seiner Keule nach demselben, diese prallte aber von den Hörnern ab, und erschlug den Electryon. Dieser unvorsätzliche Mord vertrieb den A. aus Tiryns, und er floh nebst seiner Gattin Alcmene nach Theben zu Creon, dem Bruder seiner Mutter. Dieser nahm sie freundlich auf, und verhiess dem A. Beistand, wenn er zuvor die Gegend von Theben von dem wüthenden teumessischen Fuchse, den der erzürnte Bacchus zur Verheerung des Landes gesandt hatte, befreit[39] haben würde. Der Fuchs war jedoch so schnell, dass diese Aufgabe nur mit Hülfe des Hundes des Atheners Cephalus, dem nichts zu entgehen im Stande war, vollführt werden konnte. A. holte denselben daher von Cephalus ab, bewog diesen, an der Jagd Theil zu nehmen; und nach langem Laufen war der Hund daran, den Fuchs einzuholen, als die Götter beide in Stein verwandelten. Nach anderer Sage versetzte Jupiter beide Thiere unter die Gestirne. Nunmehr begann der Krieg gegen die Teleboër, in welchem A. zwar Vortheile, aber keinen vollständigen Sieg errang, bis Comätho, des Pterelaus Tochter, aus Liebe zu dem Helden, ihm durch Ermordung des eigenen Vaters half. Das Leben dieses Letztern hing nämlich an einem goldenen Haare, welches unter den übrigen auf seinem Haupte wuchs - und Comätho riss dieses aus, wofür A. sie hinrichten liess, und von seinem Siege nur Gebrauch machte, um das Land seinem Gefährten Cephalus zu schenken, für sich aber nichts behielt, als einen goldenen Becher, welcher von Neptun stammte, dessen Enkel Pterelaus war. - Noch nicht vom Morde des Electryon gereinigt, und in Krieg verwickelt, hatte A. bisher nicht gewagt, seine Gattin Alcmene zu berühren; diese war aber von so wunderbarer Schönheit, dass Jupiter sich in sie verliebte, und da er nicht hoffte, durch seine Verführungskunst ihrer Meister zu werden, nahm er die Gestalt ihres Gatten an, und brachte so die Botschaft von dem Siege über Pterelaus in das Haus des A., wo er mit Alcmene eine Nacht zubrachte, die er zu drei Nächten verlängerte. Einen Tag später kam der wirkliche A., und war erstaunt, als er von seiner Gemahlin nicht wie ein Neuangekommener begrüsst wurde, bis ihm der Seher Tiresias über das Vorgefallene die Augen öffnete. Alcmene gebar von Jupiter den Hercules, und von A. dessen Zwillingsbruder Iphicles. A. begleitete den jungen Hercules auf seinem ersten Feldzuge gegen die Orchomenischen Minyer, denen die Thebaner zinsbar waren, eine Schmach, welcher Hercules seine Vaterstadt nicht länger unterworfen wissen wollte - und hier war es, wo A. auf dem Schlachtfelde blieb.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 39-40.
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