Amulet

[40] Amulet, irgend ein Gegenstand, Ring, Kreuz, Täfelchen, Anhängsel, welches getragen wird in der Meinung, dass man durch dessen Besitz Böses von sich abwenden konne: eine uralte Sitte, welche aus dem Heiden- und Judenthum in das Christenthum übergegangen ist, und sich bis auf die jetzige Zeit erhalten hat. Steine mit oder ohne Charaktere, doch meistens mit einem Spruche des Koran bezeichnet, trägt jeder Türke, wie früher jeder Aegypter einen Scarabäus (geschnittenen Stein) in Form des Rückens eines Käfers. Die Christen sahen noch vor der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Wirkung der A.e als ausgemacht an; man sollte dadurch sich fest machen, gegen Krankheiten schützen, Krankheiten heilen können u.s.w.; noch jetzt glaubt man in Russland, Polen, Böhmen, Ungarn, dem grössten Theil[40] von dem deutschen Oesterreich, in Baiern, Italien, Griechenland, Spanien, Frankreich und England daran; nur im protestantischen Deutschland, Schweden und Dänemark hat der Glaube fast ganz aufgehört, wenn man nicht den Glauben an sympathetische Mittel und an Besprechungen hierher rechnen will, welcher wohl unter dem Volke, selbst der aufgeklärtesten Nation, nie ganz auszurotten sein wird. Das Wort findet sich in lateinischer Form (amuletum) zuerst in der Naturgeschichte des Plinius. Hammer leitet es ab von dem arabischen Hamalet, Anhängsel. Bei den Persern und Arabern heissen die Amulete auch Talismane.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 40-41.
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