Antinous

[52] Antinous (Gr. M.),

1) Sohn des Eupithes, eines mächtigen Mannes auf Ithaca, befand sich unter den Freiern um Penelope, und trachtete nicht blos nach ihrer Hand; sondern auch nach der Herrschaft über die Insel. Homer schildert ihn als finsteren Sinnes, von schwarzer Galle umströmt sein Herz, und so handelt er auch, denn er ist es, der die Freier bewegt, ein Schiff auszurüsten, um dem Telemach zwischen Ithaca und Samos aufzulauern. Der Herold Medon belauschte die Verabredung und hinterbrachte sie der Penelope, welche den Freiern Vorwürfe darüber machte; dennoch ward vollführt, was beschlossen war, und A. wartete am Tage, hinter einem Felsen verborgen, auf den Jüngling, der seinen Vater zu suchen nach der sandigen Pylos gegangen war, und Nachts kreuzte das Schiff auf der See, immerfort seinen Weg durchschneidend. Da dieser Anschlag dennoch misslang, wollte er den Telemach auf seinem Rückwege von dem Sauhirten Eumäus tödten, dafür war er der Erste, welchen Ulysses erschoss, indem er ihm, während er trank, den Pfeil durch die Kehle sendete.

2) A., ein Jüngling, den der Kaiser Hadrian aus Bithynien mitgebracht und zu seinem Liebling gemacht hatte. Er starb in den Wellen des Nils eines räthselhaften Todes; nach Einigen aus Schwermuth, nach Andern in einem religiösen Wahne dem Wohle seines Gebieters sich opfernd. Hadrian baute dem Jünglinge Tempel, liess ihn als Gott verehren, brachte ihm Opfer, setzte für ihn feierliche Spiele ein, und erbaute eine Stadt in Aegypten, welche seinen Namen trug. Die verfallene, um jene Zeit für eine kurze Dauer wieder auflebende Kunst hat ihn, um dem Kaiser zu schmeicheln, häufig zum Gegenstande ihrer Darstellungen gemacht, besonders, indem man ihn mit den Attributen des Bacchus bekleidete. Auch hat man ihn an den Himmel versetzt, daher heisst A. auch ein Sternbild der nördlichen Halbkugel. Dasselbe hat 19 Sterne, davon drei der dritten, sechs der vierten, sechs der fünften und vier der sechsten Grösse: einer davon ist veränderlich.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 52.
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