Blaubart

[107] Blaubart. Ein bekanntes Mährchen erzählt von einem König, der einen blauen Bart hatte, und dem sechs Frauen schnell hinter einander starben; er vermählt sich mit einer siebenten, verreist, und gibt ihr unter den Schlüsseln zu allen Gemächern der Burg auch einen goldenen, mit dem Bedeuten, diesen, so werth ihr seine Liebe sei, nicht zu gebrauchen. Die Neugier überwand die junge Frau: sie öffnet die verbotene Thüre, und sieht entsetzt ihre sechs Vorgängerinnen ermordet darin hängen. Vor Schrecken entfällt der Schlüssel ihrer Hand, wird von dem vergossenen Blute besudelt, und sie ist nicht im Stande, ihn wieder zu reinigen. An dem befleckten Schlüssel erkennt der rückkehrende Gatte, dass sein Verbot übertreten ist, und will auch sie ermorden, als plötzlich ihre Brüder ankommen und sie befreien, der Frevel aber an's Tageslicht gebracht und B. getödtet wird.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 107.
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