Blaubart

[36] Blaubart, Ritter (franz. Raoul, chevalier Barbe-Bleue), Held eines französischen Märchens, der nacheinander seine sechs Frauen tötete, weil sie, dem Befehl ungehorsam, während seiner Abwesenheit das geheime Mordkabinett geöffnet hatten, wobei sie vor Schreck den goldenen Schlüssel auf den blutgetränkten Boden fallen ließen. Die siebente Frau wird im entscheidenden Moment durch ihre drei Brüder gerettet. Das Märchen ist zuerst bei Perrault gedruckt (1697). Grétry behandelte es in der Oper »Raoul« (Par. 1789), Tieck im »Phantasus«, Offenbach in einer Karikaturoperette (1866). Die Sage hat vielleicht eine historische Grundlage in dem Leben des 1440 bei Nantes hingerichteten Gilles de Retz (s.d.). Vgl. Abbé Bossard, Gilles de Rais, maréchal de France, dit Barbe-bleue (Par. 1886); ferner Semmig, Geschichte der französischen Literatur im Mittelalter, S. 40f. (Leipz. 1862); Scheffler, Französische Volksdichtung, Bd. 2, S. 158, 168 (das. 1885); Child, English ballads, Bd. 1, S. 22f. (Boston 1883).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 36.
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