Child

[21] Child (spr. tschaild), 1) Sir Josiah, geb. 1630, gest. 22. Juni 1699, ein engl. Kaufmann, der, nachdem er als armer Knabe begonnen, einen der Cityläden in London rein zu fegen, zu großem Reichtum und Ansehen gelangte. Durch klug berechnete Einkäufe von Stammaktien der Ostindischen Kompagnie erwarb er sich in kurzer Zeit ein Einkommen von 20,000 Pfd. Sterl., wurde Mitglied des Komitees der[21] Ostindischen Kompagnie und brachte die wichtigsten Stellen des Ostindiahauses in London sowie in den indischen Faktoreien in den Besitz seiner Verwandten und Günstlinge. Anfangs zur Whigpartei gehörend, trat C. später, nachdem er 1678 Baronet geworden, als Gouverneur der Ostindischen Kompagnie zu den Tories über. Unumschränkter Gebieter im Ostindiahaus, wußte er sich durch kluge Freigebigkeit in der Gunst des Hofes zu behaupten und alle zu gewinnen, die sich eines hervorragenden Einflusses erfreuten. Selbst Karl II. und Jakob II. nahmen von ihm Geschenke an. Erst nach der Vertreibung von Jakob II. und der Thronbesteigung von Wilhelm III. mußte C. einem andern Gouverneur Platz machen, verstand es aber auch jetzt noch, einen Teil seines frühern Einflusses zu behaupten und vermittelst wohlangewandter 100,000 Pfd. Sterl. für seine Kompagnie den Freibrief von neuem bestätigen zu lassen. Erwähnung verdienen seine Schriften: »Brief observations concerning trade and the interest of money« (Lond. 1668), in 5. Auflage u. d. T.: »A new discourse of trade« (Glasgow 1751). – Sein Bruder Sir John C. starb 4. Febr. 1690 als Gouverneur in Bombay.

2) Lydia Maria, amerikan. Schriftstellerin, geb. 11. Febr. 1802 in Madford (Massachusetts), gest. 20. Okt. 1880 in Wayland, war die erste, die eine Schrift im Interesse der Sklavenemanzipation veröffentlichte: »Appeal for that class of Americans, called Africans« (1883), und war mit ihrem Gatten viele Jahre an der Herausgabe eines Abolitionsorgans beteiligt. Sie ist die Verfasserin zahlreicher Schriften zur Erziehung des weiblichen Geschlechts und verfaßte außer Gedichten mehrere Bände Novellen, von denen wir nennen: »Hobomok, an Indian story« (1824), »Philothea« (1836), »Looking toward sunset« (1864), »Romance of the republic« (1867). Vgl. »Letters of Lydia M. C.« (mit Biographie von Whittier, neue Ausg., Boston 1891).

3) Francis James, Literaturforscher und Dichter, geb. 1. Febr. 1825 zu Boston in Massachusetts, studierte am Harvard College daselbst, wurde dort auch 1851 Professor für Rethorik, 1876 für englische Literatur, und starb 1897. Er veröffentlichte zuerst eine Sammlung der englischen und schottischen Volksballaden nach je einer Version (Boston 1857–59, 8 Bde.) und begann dann, nach dem Beispiel Grundtvigs, sie nochmals nach allen vorhandenen Versionen in einer großen Ausgabe zusammenzustellen, die ein Hauptquellenwerk der englischen Philologie bildet (»The English and Scottish popular ballads«, Boston 1884–98, 5 Bde.). In der Zwischenzeit druckte er (1867) mit Furnivall das Manuskript, aus dem 1765 Bischof Percy den wertvollsten Teil seiner »Reliques of ancient English poetry« mitgeteilt hatte. Auch als Grammatiker (über das End -e bei Chaucer) und als Dichter (»Poems of comfort and sorrow«, 1865) hat er sich bekannt gemacht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 21-22.
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