Czernebog

Fig. 86: Czernebog
Fig. 86: Czernebog

[153] Czernebog auch Tschernebog, (Slav. M.), von dem slavischen Tacharni, schwarz, und Bog, Gott; ein böser Gott der nordischen Wenden und Slaven, für sich bestehend, als Oberster der finstere Götter, sonst aber auch Beiname mehrerer bösen Gottheiten. Er ist das böse Princip, dem Bielbog, dem Triglaw, dem Swantewit entgegengesetzt, und wirkt nur Böses, doch glaubte das Volk, er müsse gegen seinen Willen im grossen Ganzen zum Guten wirken, wenn anders diese Nachricht, welche den alten christlichen Chronisten entlehnt ist, Glauben verdient. Man deutet mehrere Bilder und Bildsäulen mit einer sogenannten Löwenhaut auf den C.; mit Sicherheit weiss man es nur von denjenigen, auf welchen sein Name ohne Beisatz vorkommt, d.h. als Name, nicht als Titel. Unser Doppelbild stellt ein solches Götzenbild von zwei verschiedenen Seiten dar; das an der Hinterseite in Runen eingegrabene Wort Rhetra bezeichnet den Fundort; die andern beiden Wörter, das eine auf der Rückseite über Rhetra, und das andere auf der Vorderseite, waren wir nicht im Stande zu entziffern. Die Arbeit ist höchst roh, kaum zeigen die beiden Gesichter etwas Menschenähnliches; das eine an der Vorderseite zeichnet sich durch einen langen, in zwei Zöpfen herniedergehenden Bart aus; das andere ist ganz jugendlich, fast kindlich, befindet sich auf der Rückseite des Kopfes über einem langen, mit einer Pfeilspitze endenden Zopf. Anders ist ein, auch zu Rhetra gefundenes Götzenbild, den C. darstellend, geformt; dieses hat Aehnlichkeit mit einem englischen Bulldog, ist aus Erz gegossen und vorzugsweise mit dem Nomen proprium C. bezeichnet. Häufig wurden die bösen Götter als Thiere gezeichnet; eine abschreckende, entsetzliche Thiergestalt wollte man diesen Götzen geben; hierzu hatte die rohe Kunst alle Mittel, eine freundliche Aussenseite vermochten weder ihre Gedankenbilder, noch ihre Sculptur zu gewinnen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 153.
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