Daidias

[155] Daidias (Ind. M.), die beiden Söhne der Didy (der Nacht, Schwester von Adidy. der Helle, des Tags) und des Kasyapa (Sohn des Maritschi und Enkel Brama's), furchtbare, finstere Riesen-Dämonen; sie heissen Eruniakschen und Erunien. Der Erstere war der bösere; er zog die Erde in den Abgrund des Meeres und veranlasste Wischnu zu seiner Verkörperung als Eber, indem der Gott in dieser Gestalt die Erde aus dem Abgrund mit den Spitzen seiner Hauer erhob und dem Riesen, welcher ihm diess wehren wollte und mit einer Keule nach ihm schlug, mit den Zähnen den Leib aufschlitzte. Der Andere, nur wenig besser, schwur, seines Bruders Tod an Wischnu zu rächen, und ergab sich, um hierzu die Macht zu erlangen, einer ausserordentlichen Frömmigkeit in der Anbetung Brama's. Dieser Gott versprach ihm dafür, er solle weder bei Tag noch bei Nacht, weder von Menschen, noch Thieren, noch Göttern, weder in noch ausser seinem Hause getödtet werden können. Jetzt überliess er sich der angeborenen und lange nur mühsam unterdrückten Bosheit; Alles, selbst Wischnu, musste sich vor seiner durch die Frömmigkeit erlangten Macht verbergen; endlich errichtete er sich selbst Pagoden und liess sich als Gott verehren, woran indessen sein Sohn nicht Theil nahm, welcher gut war und Wischnu als Gott erkannte, auch durch Bitten so wenig wie durch Martern von dem rechten Wege abzubringen war. Als einst der Vater, voll Zorn über des Sohnes festen Glauben, dass Gott überall sei, auf eine eiserne Säule schlug und ausrief: Ist Wischnu denn auch hierin? da sprang aus der Säule Wischnu hervor, und eingedenk der Bedingungen, unter denen der Riese nicht getödtet werden konnte, war er weder Thier noch Mensch, sondern beides halb, Löwe und Mensch; er fasste den Riesen, der weder am Tage noch bei Nacht sterben konnte, in der Dämmerung, und schleppte ihn auf die Thürschwelle zwischen dem Innern und dem Aeussern des Hauses, woselbst er ihn erwürgte. - D. hiessen übrigens noch alle bösen Dämonen, die von Atri und Barhischads stammen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 155.
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