Didymäisches Orakel

[167] Didymäisches Orakel (Gr. M.). Branchus, der Sohn des Delphiers Smicrus, war so schön, dass Apollo ihn liebte und ihm die Gabe der Weissagung verlieh. Als nach dem trojanischen Kriege durch die zurückkehrenden Griechen eine Reihe kleiner Völkerwanderungen hervorgerufen wurde, ging auch aus Delphi eine Colonie fort, und zwar nach Didyme bei Milet. An ihrer Spitze stand Branchus; er stiftete seinem Schutzgott Apollo einen Tempel und ein neues Orakel, welches bald das berühmteste nach dem zu Delphi ward: es lag in Carien, südlich von Milet, und hatte nur die Branchiden, die Nachkommen des Branchus, zu Priestern. Xerxes zerstörte Tempel und heiligen Hain, raubte den Tempelschatz und verjagte die Priester. Als diese später zurückkehrten, bauten die Milesier den Tempel prachtvoller wieder auf.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 167.
Lizenz:
Faksimiles: