Fakir

[200] Fakir (Ind. Rel.), Name der Büsser, die sich aus der Welt zurückziehen und durch grausame Kasteiungen und Verzichtung auf alle Freuden des Lebens die Sinnlichkeit zu ertödten suchen; sie verursachen sich geflissentlich die grössten Schmerzen, liegen auf Brettern, welche mit Nägeln beschlagen sind, heben immerfort den einen Arm in die Höhe, bis er verdorrt, sitzen auch wohl nur unbeweglich stille, mit auf den Nabel gerichtetem Blick, und geniessen dafür eine an Anbetung gränzende Verehrung. Das Volk bringt ihnen stets so viel zu essen, als sie irgend brauchen, und auch reichliche Geschenke fehlen nicht, wiewohl sie thun, als verschmäheten sie dieselben ganz. Aureng Zeib, der berühmte Grossmogul, hatte sich als Prinz selbst eine Zeitlang unter die F.s begeben; bei seinem Regierungsantritt berief er alle früheren Kameraden aus ganz Indien zusammen, bewirthete sie gut, bat für ihn zu beten, und schenkte jedem einen neuen Anzug; als sie diesen angelegt, bemächtigte er sich, trotz ihres Widerstandes, ihrer Lumpen, liess sie auf einem Haufen verbrennen, und erhielt eine solche Menge Gold, dass er damit sein Heer einige Jahre lang besolden konnte. Jogi.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 200.
Lizenz:
Faksimiles: