Hecate

Fig. 137: Hecate
Fig. 137: Hecate

[230] Hecate, (Gr. M.), eine mystische, in tiefes Dunkel gehüllte Figur, deren Hesiod zuerst erwähnt. Sie [230] wird als Tochter des Titanen Perses und der Asteria genannt, doch sind hierüber die Angaben sehr verschieden, denn bald ist Jupiter, bald Tartarus der Vater, und Juno, Ceres Pheräa etc. die Mutter; sie war die einzige von den Titanen, welche dem Jupiter im Gigantenkriege beistand, desshalb ward sie nicht, wie die andern Titanen, in den Tartarus gestürzt, sondern von Jupiter mit grosser Macht im Himmel, auf der Erde und in der Unterwelt begabt, daher sie auch gewöhnlich dreigestaltig gebildet wird, und daher auch einige ihrer Beinamen kommen, wie Tricephalus, Triceps, die Dreiköpfige; Triformis, die Dreigestaltige; Trivia, Trioditis, die auf drei Wegen Wandelnde. Unser Bild zeigt eine solche H., aus drei Leibern zusammengesetzt, mit Fackel, Dolch und Schlüssel, ihren gewöhnlichen Attributen, zu denen sonst noch Hunde und Schlangen kommen. Von dieser Dreigestalt schreibt sich auch ihre Verehrung auf dreigetheilten Wegen her (nicht Kreuzwege, welche erst dem christlichen Aberglauben der Gestalt wegen heilig wurden); denn zu dreien Wegen hatte sie die Schlüssel: zu dem in den Hades, in den Himmel, und zu dem eines glücklichen Lebens auf der Erde, welches sie verleihen, welches sie entziehen konnte. Nächtlich war ihr Thun und Wirken immer, daher ihre Verwechselung mit der Mondgöttin Selene, welches ihr Name im Himmel ist, so wie Diana auf der Erde und H. im Tartarus. Als Ursache, wesshalb diese Titanin Göttin der Unterwelt wurde, wird von einem sehr späten Schriftsteller Folgendes angegeben: sie entwendete der Juno Schminke, um sie der Europa zu bringen, ward verfolgt, und barg sich unter einen Leichenzug, wodurch sie verunreinigt war und sich den andern Göttern nicht mehr nahen durfte, bis sie gereinigt worden; diess geschah durch die Cabiren auf Jupiters Befehl im Acheron, und dieses machte sie zur unterirdischen Gottheit. Drei Wege sollten ihr auch desshalb noch heilig sein, weil ihre Mutter sie auf einem solchen ausgesetzt und Hirten sie dort gefunden hatten. An dergleichen Orte stellte man auch die ihr bestimmten Opfer und Speisen, welche dann von armen Leuten geholt und verzehrt wurden.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 230-231.
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