Hildur

[249] Hildur (Nord. M.),

1) Tochter des Königs Högni, schön und heldenhaft, und desshalb von Hedin, dem eben so schönen und tapfern Sohn des Königs Harandis, in ihres Vaters Abwesenheit geraubt. Der König eilte dem Räuber nach, welcher gegen Norden, an Norwegens Küste hinauf, und von da nach den Orkneys gezogen war. Als er dort ankam, fand er des Räubers Heer gelagert; H. trat ihm entgegen und bot ihm in Hedins Namen Frieden an, setzte aber hinzu, dass Hedin zum Kampf bereit sei und ihm nichts weiter geben werde, wenn er die Bedingung ausschlage. Sie begab sich darauf wieder zu Hedin und sagte, dass Högni den Frieden gänzlich verwerfe wesswegen sie ihn ermahnte, sich zur Schlacht zu rüsten. Beide thaten es, stiegen an's Land und ordneten ihre Heere. - Hedin selbst schien friedfertiger, denn er rief seinem Schwiegervater zu, dass er ihm viel Geld geben wolle, um nicht mit ihm kämpfen zu dürfen; doch Högni antwortete, dass es nun zu spät sei, dass er bereits sein Schwert Dainsleif aus der Scheide gezogen, und dass dieses, wenn es einmal entblösst sei, Menschen tödten müsse, auch dass die Wunden, die es schlage, unheilbar seien. Hedin antwortete, jener lobe zwar sein Schwert, doch darum noch nicht den Sieg; ihm sei das das beste Schwert, das seinem Herrn hold sei. Jetzt begann ein Kampf zwischen beiden Heeren: der Hjadningawig genannt wird, und welcher den ganzen Tag währte. Am Abend begaben sich die beiden Heerführer auf ihre Schiffe, allein H. erweckte durch Zauberkunst während der Nacht beide Heere, und als am Morgen die Könige das Schlachtfeld besuchten, standen die getödteten Krieger wieder auf und schlugen abermals von früh bis zum Abend, und so ging es Tag für Tag. Alle, die fielen und auf dem Felde lagen, wurden sammt ihren Kleidern und Waffen zu Stein; doch sobald das Frühroth tagte, standen alle wieder auf, die Waffen waren neu, und bis zum Untergang der Welt dauert so der Krieg, und weil H. ihn entzündet, wird den Krieg überhaupt H. genannt.

2) H., der Name, den sich die schöne Schildjungfrau Brynhildur gibt, nachdem Sigurd Fafnirstödter sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 249.
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