Irus

[281] Irus,

1) ein Bettler auf Ithaca, von mächtiger, grosser Bildung, doch eben so feig, als gross. I. (der Gänger) war er erst von den Freiern der Penelope genannt worden, weil sie ihn gewöhnlich als Boten brauchten, er hiess sonst Arnäus. Als Ulysses von seinen Wanderungen selbst in Gestalt eines Bettlers zurückkehrte, wollte I. ihn vertreiben, weil er nicht gesonnen war, die Wohlthaten des Hauses mit dem neuen Ankömmling zu theilen, und forderte ihn zum Faustkampf; die Freier machten aus dem Vorschlag Ernst, und Beide sollten mit einander um die Ehre kämpfen, im Hause bleiben zu dürfen, wozu Ulysses sogleich bereit war, wobei aber I. so heftig zitterte, dass die Freier ihn einen feigherzigen Prahler schalten, weil er, der Jüngere, nicht einmal einen Greis zu bestehen wage, indessen begann der Zweikampf. I. schlug den Ulysses auf die Schulter, dieser ihn aber dermassen an die Backe, dass ihm die Zähne aus dem Munde fielen, und er Blut spie; hierauf schleppte Ulysses den Bettler bis an die äusserste Umzäunung des Hofes, hing ihm eine Tasche um, gab ihm einen Stock, sich der Hunde und Schweine zu erwehren, und nahm die verlassene Stelle ein.

2) I., Sohn des Actor, Gemahl der Demonassa und Vater des Eurytion und Eurydamas, zweier Argonauten. Peleus hatte seinen Bruder Phocus erschlagen, und I. ihn mit den Eumeniden ausgesöhnt; als aber auf der calydonischen Jagd Peleus auch des I. Sohn Eurytion tödtete, wollte jener von Versöhnung nichts wissen, und nahm die gebotenen Rinder und Schafheerden nicht an. Auf des Orakels Ausspruch liess Peleus dieselben frei laufen, worauf sie grösstentheils ein Wolf zerriss, der jedoch dafür in Stein verwandelt wurde, und so lange Zeit zwischen Locris und Phocis stand.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 281.
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