Amsterdam

1. Amsterdam, haaste Geld, ik hewwe Waare, sagte de Besenbinner. (Westf.)


2. Wenn Amsterdam mein wäre, wollt' ich's in Utrecht verzehren.


[Zusätze und Ergänzungen]

3. Amsterdam, du grote Stadt, büst gebaut up Palen; wenn du nun ins umme fallst, wel sall dat bitalen.Kern, 3.

Nicht allein in Amsterdam, sondern in ganz Holland ruhen beinahe alle Häuser auf Rosten. An und für sich ist indess die Befürchtung des Umfallens eine kindische Vorstellung. Dennoch gab im vorigen Jahrhundert eine Erscheinung einigen Grund zu dieser Befürchtung. Um das Jahr 1730 fanden sich nämlich plötzlich Würmer ein, wahrscheinlich mit Schiffen aus Indien gekommen, welche in kurzer Zeit die Wände der Schiffe und die Pfähle an den Dämmen durchbohrten und unbrauchbar machten. Die Besorgniss [751] war gross, da man kein Vertilgungsmittel kannte. Man fürchtete, sie würden die Pfähle angreifen, worauf Amsterdam ruht. Sie verloren sich indess nach einigen Jahren infolge eines strengen Winters wieder.


4. Amsterdam ist die Perle aller Städte.

Als solche galt es früher, wie als Sitz und Sammelplatz des Reichthums. (Beiche, 226b.)


5. Amsterdamken, as ik dir noch ênmol so guamm, sullt du nêt völ behollen, sä de Feling, do harr he de 30 Gülden mitbrocht. Kern, 1, 4.

Der Westfälinger (s. Feling) war auf seinem Hausirhandel bis Amsterdam gekommen, wo er für 30 Gulden seine Waare abgesetzt hatte; er fürchtete, wenn er noch einmal so viel Waare hinbringe, dass die Zahlungsmittel der Stadt erschöpft werden würden.


*6. Der ist bis (oder: beinahe bis) Amsterdam gewesen.

D.h. sehr weit. Unter den Landleuten in Nordböhmen ist, wer in Amsterdam gewesen, weiter gereist, als wer blos bis in Amerika gewesen ist.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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