Ballhorn

* Etwas durch Johann Ballhorn verbessern (verballhornen, ballhornisiren).

Eine Sache unzweckmässig und lächerlich abändern, in der Absicht sie zu verbessern. Zu dieser Redensart soll ein um das Jahr 1550 zu Lübeck lebender Buchdrucker Veranlassung gegeben haben. Man erzählt von ihm, er habe in den Büchern, die er druckte, gern allerlei ungereimte Veränderungen vorgenommen. Unter anderm soll er einmal eine neue Ausgabe von einer damals gewöhnlichen Kinderfibel veranstaltet haben, die auf der Schlussseite einen Holzschnitt hatte, worauf ein Hahn mit grossen Sporen vorgestellt wurde. Diesen Hahn soll er nun von neuem haben in Holz schneiden und ihm auch einige Eier unterlegen oder, nach dem Bericht anderer, die Sporen abnehmen lassen. Dann habe er die Bemerkung hinzugefügt: »Vermehrt und verbessert durch Johann Ballhorn.« (Vgl. Breslauer Erzähler, 1800, S. 617.) – Eiselein (S. 52) bemerkt jedoch, dass nach Scherz (Balmund – balmunden) Herleitung und Deutung anders ausfallen möchte. – In den Beiträgen zu den Braunschweigischen gelehrten Anzeigen (1764, 43. Stück) befindet sich eine historische Erörterung des Ursprungs des obigen Sprichworts und ist daraus abgedruckt in Dr. J. Chr. Siebenkees' Juristischem Magazin, I, 528-536. (Wurzbach II, 15.) (S. über diese meist angefochtenen Erklärungen: Verballhornen.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 225.
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