Barfuss (Adj.)

Barfuss (Adj.).


1. Besser barfuss, als spanische Stiefeln.

Eine kümmerliche Freiheit ist einem glänzenden Zwange weit vorzuziehen.


2. Lieber barfuss, als in geborgten Schuhen. (Wend. Lausitz.)


3. Lieber barfuss laufen, als bei der Katze Pantoffeln kaufen.


4. Wer barfuss gehet, den drückt kein Schuh.


5. Wer barfuss geht, muss nicht Dornen säen. Winckler, V, 95.


*6. Barfaut un en Säebel an Siyt. (Westf.)


*7. Dei öss barwt (barfuss) bett an en Hals. (Ostpreuss.)


*8. Er geht barfuss wie die töppendorfer Hunde. (Strehlen.)

Töppendorf ist eine Ortschaft im Kreise Strehlen (Schlesien, Regierungsbezirk Breslau). Diese Redensart ist in diesem und den angrenzenden Kreisen im Volksmunde und wird gegen Barfüssler angewandt.


zu1.

Spanische Stiefeln waren ein Torturwerkzeug; es wurden zwei Hölzer ans Bein gelegt, und dann zusammengeschraubt.


zu5.

Engl.: Barefooted men should not tread on thorns. (Bohn II, 2.)

Holl.: Die barrevoets gaat, moet geene doornen zaaijen. (Harrebomée I, 148.)


zu7.

Wenn diese Redensart dem Grafen von Bielow aus Pommern nicht seinen Ursprung verdankt, so doch eine treffliche Anwendung. Als er einmal mit seiner Nichte nach Berlin kam und mit ihr am Museum vorüberging, wünschte sie die schönen Marmorbilder und Figuren, von denen sie so viel gehört hatte, zu sehen. Der Graf lehnte unter der Bemerkung ab, dass die meisten wenig anständig gekleidet, und obenein barfuss seien. Als aber die junge Gräfin erwiederte, das schade wol nichts, weil bei ihr zu Lande doch viel Leute barfuss gingen, sagte der Graf: Aber zum Donnerwetter, die Kerls da im Museum gehen barfuss bis an den Hals.

*9. Barfuss für Einen durch die Hölle laufen.


*10. Barfuss tanzen.

Die Franzosen haben für barfuss gehen die Redensart: Marcher sur la chrétienté. (Leroux, I, 5.)


*11. Er geht barft wie ein Hund.Frischbier, II, 261.


*12. He sall hüt Abend barft to Bett gahn. Schütze, I, 68.

Eine scherzhafte Straf-Zuerkennung wie: »He sall Kohl ut Solt un Water eten.«


*13. Sie geht barfuss bis unter die Arme. (Königsberg.) – Frischbier, II, 262.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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