Ehrenwort

1. Ehrenwort binden nicht.Henisch, 812; Gruter, I, 23 u. III, 25; Simrock, 1835; Eisenhart, 335; Pistor., III, 71; Graf, 228, 33; Hertius, I, 10; Eiselein, 135; Hillebrand, 98; Egenolff, 341b; Lehmann, II, 146, 4; Körte, 1013; Petri, II, 161.

»Es seind nur eeren wort, die binden niemans.« (Pauli, Schimpf, 52b.) Unter Ehrenworten ist hier nicht das gewöhnliche Ehrenwort, es sind vielmehr Versprechungen (Complimente, Höflichkeitsäusserungen) darunter verstanden, die nicht in der Absicht gegeben worden sind, sie zu halten oder zu erfüllen, wodurch eine Zusage allein verbindlich wird, sondern vielmehr, um jemand auf eine höfliche Art los zu werden, um den äussern Anstand zu beobachten, oder solche, die sich auf Ruhmredigkeit, Schmeichelei u. dgl. gründen. Auf solche Ehrenworte hielten unsere Vorfahren nichts; sie gaben ihre Versprechungen wohlbedacht und bekräftigten sie mit einem Handschlage. Wer eine solche Zusage nicht hielt, war bei ihnen Gegenstand der tiefsten Verachtung. »Ehrenworte (verba honoris) die binden Niemans.« (Geiler.)

Dän.: Aere-bud binder intet. (Prov. dan., 13.)

Lat.: Verba honestatis non obligant. (Eiselein, 135.)


2. Ehrenwort ist darum kein wahr Wort.Simrock, 1836; Körte, 1014.

Frz.: Foi de gentilhomme, un autre gage vaut mieux. – Un compliment n'est pas un engagement.


[Zusätze und Ergänzungen]

3. Auss ehrworten zcu keinen Stunden ist ymands zcu halden verbunden, dann einer wol versagen mag, was er eim auss ehren zcu hat gesagt.Werdea, Ci.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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