Hufeisen

1. Dem Hufeisen, welches klappert, fehlt ein Nagel.


2. Man muss die Hufeisen dranwagen, um das Pferd zu retten.


3. Vmb eines Huffeysens willen verdirbt offt ein Reitpferd. (S. Nagel.) – Lehmann, 263, 39; Eiselein, 323; Simrock, 4961; Braun, I, 1495; Reinsberg III, 19.


*4. Ein Hufeisen in einen schwatzen.

»Man muss sy vorhin mit gelt salben, denn werdend sy so lind, dz man ein rosseyssen in sy schwätzte.« (Sendbrief, Satire gegen Murner, in Kloster, X, 365.)


*5. Einem die Hufeisen abreissen.Körte, 2967a.

Ihm das Sterbesakrament reichen, aber auch: ihm das Amt nehmen. In Würzburg: Die Hufaisa senn'm abgarissa worn. Von den Pferden entlehnt, denen man noch vor dem Todtschlagen die Hufeisen abnimmt, damit sie der Abdecker nicht sich zueignet. (Sartorius, 77.) Die Redensart wird aber auch in dem Sinne angewandt: einen seines Amts entsetzen. Denn Mayer (I, 28) führt sie unter der Ueberschrift Amt auf und stellt sie mit der Redensart: Einen aus dem Sattel heben, zusammen. Auch Körte erwähnt sie in dieser Bedeutung.


*6. Er hat 's Hufeisen verkehrt aufgeschlagen. E. Willkomm, Der deutsche Bauer (Leipzig 1844), S. 35.


*7. Er kann Hufeisen auseinanderreissen.


*8. Er könnte wol Hufeisen verdauen.Binder II, 1005; Eiselein, 323; Braun, I, 1469.

Holl.: Hij zou wel een hoefijzer opeten. (Harrebomée, I, 309.)

Lat.: Etiam Baetylum devoraret. (Seybold, 156.)


*9. Se hett'n Hôfîsen verlûr'n.Sastrow's Leben von Mohnike, I, 23.


*10. Sie hat ein Huffeysen abgeworffen (verloren).Herberger, I, 2, 195; Körte, 2967b; Braun, I, 1497.

Von unverheiratheten Frauenspersonen, die bereits ein Kind gehabt haben. In Würtemberg: Se hôt a Huafeise verlaura. (Nefflen, 465.) Im Harz: Ae Hufeisen verlûren hân. (Lohrengel, II, 4.)

Frz.: Cette fille a fait faux bond à son honneur. (Lendroy, 184.) – Elle a fait un populo. (Kritzinger, 550a.) Elle a fait un pet à vingt ongles. (Körte, 2967; Kritzinger, 490a.) – Elle a laissé aller le chat au fromage. – Elle a perdu ses gants.

Holl.: Zich een hoefijzer aandoen. (Harrebomée, I, 309.)


*11. Sie hat ein Hufeisen abgeworffen vnd ist zum Kirschbaum geworden.Herberger, II, 284.

»Sie hat eins, zwei, drey Hufeisen abgeworffen.« (Tantz-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 220a.)


[Zusätze und Ergänzungen]

12. Ein Hufeisen hab' ich, wenn ich noch drei und einen Esel hätte, könnte ich reiten.Merx, 337.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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