Arbeit, die

[418] Die Árbeit, plur. die -en, ein Wort, welches so wohl die angestrengte Anwendung der Leibes- und Seelenkräfte, als auch den Gegenstand dieser Anwendung zu bezeichnen gebraucht wird. Es bedeutet also,

I. Die Anwendung seiner Kräfte, so fern sie mit Anstrengung verbunden ist; und zwar,

1. In eigentlicher Bedeutung, die angestrengte Anwendung der Leibeskräfte, vornehmlich, um zeitliches Vermögen damit zu erwerben. Eine schwere, harte, saure, leichte Arbeit. Einen zur Arbeit anhalten. Vergebliche Arbeit thun. Seine Arbeit verrichten. Sich an eine Arbeit machen, dieselbe anfangen. An seine Arbeit gehen. Von der Arbeit kommen. Ich traf ihn in voller Arbeit an. In voller Arbeit begriffen seyn. Etwas in die Arbeit nehmen, daran zu arbeiten anfangen. Sprichw. Wie die Arbeit, so der Lohn. Besonders haben sich dieses Wort die Handwerker eigen gemacht, den ganzen Umfang der zu ihrem Handwerke gehörigen Beschäftigungen damit auszudrucken. Bey einem Meister in Arbeit stehen. Einem aus der Arbeit gehen, eines Meisters Dienste wider dessen Willen verlassen. Einen Gesellen bey einem Meister in Arbeit bringen.

2. In weiterer Bedeutung, die pflichtmäßige Anwendung der Seelenkräfte; in welcher Bedeutung die meisten der oben von der Leibesarbeit angeführten Ausdrücke gleichfalls üblich sind. Man sagt daher auch hier: seine Arbeit verrichten, sich an eine Arbeit machen, an seine Arbeit gehen u.s.f.

3. Figürlich. 1) Die innere Bewegung lebloser Körper, besonders diejenige, welche durch die Gährung hervor gebracht wird. Denn so sagt man in gemeinen Leben: das Bier, der Wein ist in der Arbeit, er gähret. Dann aber auch, doch nur in der höhern Schreibart, eine jede heftige Bewegung lebloser Körper. So wird in den Monseeischen Glossen arapeiti durch Sturmwind erkläret; und auf eben die Art könnte auch der Dichter ein Ungewitter, das Brausen des Meeres u.s.f. eine Arbeit der Natur nennen. 2) Mühe, Beschwerlichkeit. Das hat mir viele Arbeit gekostet. Viele Mühe und Arbeit ausstehen. Ehedem erstreckte sich diese Bedeutung noch weiter, und war für Verdruß, Schmerzen, Verfolgung, u.s.f. sehr gewöhnlich. Bey dem Ottfried kommt daher arabeit mehrmahls für Elend vor. Mit arabeitin uuerbent si, mit Schmerzen sind sie umgeben, sagt eben derselbe B. 1. K. 18, 77. Schon Kero gebraucht arabeiti für tribulatio, und im Theuerdank findet man es oft für Sorge, Verdruß u.s.f.


Wie er den Helden bringen kundt

In schaden angst not und arbeyt,

Theuerd. Kap. 41.


Auch in der Deutschen Bibel findet sich diese Bedeutung sehr oft; z.B. Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, Es. 43, 24. Im Hochdeutschen ist sie nicht mehr üblich, außer daß Arbeit zuweilen noch für Mühe gebraucht wird.

II. Der Gegenstand der Arbeit, und zwar,

1. Dasjenige, was durch die Arbeit hervor gebracht werden soll, jedoch ohne die Anstrengung der Kräfte dabey auszuschließen. Jemanden eine Arbeit geben, auftragen. Er hat viele Arbeiten, ist mit Arbeiten überhäuft. Ich will sogleich an meine[418] Arbeit gehen. Jemanden an eine Arbeit stellen. Besonders bey den Handarbeitern. Arbeit suchen, finden, bekommen. Eine Arbeit übernehmen. Einem eine Arbeit verdingen. Reine Arbeit machen, im gemeinen Leben, eigentlich, nichts zu arbeiten mehr übrig lassen, alle vorhandene Arbeit vollbringen.

2. Dasjenige, was durch Arbeit hervor gebracht worden. Das ist seiner Hände Arbeit, er hat es verfertiget. Es ist meine Arbeit. Gelehrte Arbeiten. Die Nachsicht, die man gegen meine Arbeiten bewiesen. Erhabene Arbeit, getriebene Arbeit, halb erhabene Arbeit u.s.f. Eine Arbeit abliefern.

Anm. In dem alten Augsburgischen Stadtbuche, welches im 13ten Jahrhunderte geschrieben worden, kommt Arbeit auch für ein durch Arbeit erworbenes Gut, Eigenthum, Erbe vor. S. Erbe 3. Arbeit, Alemann. und Fränk. Arabeit, alt Schwed. Arfwode, Isländ. Erfide, kommt vermuthlich von ären, pflügen, arare her, und bedeutet eigentlich die Acker- oder Feldarbeit, und in weiterer Bedeutung, eine jede Anstrengung seiner Kräfte. Nur die Bedeutung der letzten Sylbe ist noch etwas dunkel. Frisch hält sie nicht unwahrscheinlich für das Zeichen der Abstractorum, und da wäre aus Arwde, Arbeit geworden. Das Slavonische Robota, Arbeit, welches noch in dem Österreichischen und Böhmischen Robat, Frohne, lebt, scheint nicht bloß zufällig mit Arbeit verwandt zu seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 418-419.
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