Dreschen

[1543] Drếschen, verb. irreg. act. ich drésche, du dríschest, er dríschet, oder dríscht; Imperf. ich drósch, an einigen Orten, ich drāsch; Mittelw. gedróschen; Imperat. drísch; die Körner der Feldfrüchte vermittelst des Flegels aus den Ähren schlagen. Korn, Weitzen, Erbsen dreschen. Leeres Stroh dreschen, figürlich, vergebliche Arbeit thun. Ingleichen, für schlagen überhaupt, doch nur in den niedrigen Sprecharten; ingleichen für plaudern, S. Dräuschen.

Anm. Dieses Zeitwort lautet schon bey dem Ulphilas thraskan, und Gathrask ist bey eben demselben eine Dreschtenne. Bey dem Notker heißt es drasecan, im Nieders. drosken, im Angels. threscan, im Engl. thresh, im Schwed. tröska, im Dalmat. trassti, im Böhm. trasti, im Pohln. trzasc, im Wend. drashem. Ihre und andere sehen dieses Wort als das Frequentativum von treten an, weil die älteste Art des Dreschens im Austreten der Körner bestand, daher dieses Austreten im Deutschen und in andern Sprachen gleichfalls dreschen genannt wurde; z.B. du sollst dem Ochsen der da drischet u.s.f. Allein dreschen scheinet doch zunächst eine Nachahmung des damit verbundenen Schalles zu seyn, und überhaupt schlagen zu bedeuten, so wie dräuschen der Ausdruck eines andern ähnlichen Schalles ist. Treten selbst ist nichts anders als eine Onomatopöie, und eine Art des Schlagens, S. Treten. Einige Mundarten verschlucken das r, wie die Bremer, Hannoveraner und Westphalen in ihrem dasken, dosken und döschen, welches denn mit dem veralteten Dos, ein Getöse, und dem Hebr. דזש, dreschen, überein kommt. Andere versetzen das r, wie das Angels. derskan, dearscan, Dän. torske, Holländ. dorschen, und Wend. dyrciz, und diese haben das Hebr. ד#ש, treten, auf ihrer Seite. Im Oberdeutschen gehet dieses Zeitwort, wenigstens in einigen Gegenden, auch regulär.


Da oft ein Arm gedrescht,

Hall.


Selbst in der Deutschen Bibel lautet der Imperativ einige Mahl dresche, für drisch.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1543.
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