Eber (4), der

[1631] 4. Der Êber, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Das männliche Geschlecht der Schweine, so wohl der wilden, als auch der zahmen. Ein wilder Eber. Ein zahmer Eber. 2) Figürlich, eine veraltete Art des groben Geschützes, welches eine außerordentliche Viertelskarthaune war, 12 Pfund Eisen schoß und 23 Centner wog. Ehedem war es sehr gewöhnlich, die verschiedenen Arten des groben Geschützes nach gewissen Thieren zu benennen.

Anm. Eber lautet im Nieders. Ever, im Osnabrückischen Aubär, Obär, bey dem Notker Eber, bey dem Stryker Eberswein. Das Latein. Aper ist genau damit verwandt, obgleich solches nur von wilden Schweinen üblich ist, von denen Eber auch im Deutschen am häufigsten gebraucht wird. Die zahmen Eber werden in vielen Gegenden nur Beer, Bier, Beerschwein, im Oberdeutschen Bar, Par genannt, mit welchem Worte nicht nur das alte Longobard. Pair, das Engl. Boar, das Angelsächsische Bar, Bare, sondern auch das Latein. Verres, das Ital. Verro, das Franz. Verrat, das Span. Berraco, das mittlere Latein. Bevralis porcus, und Griech. φƞρ überein kommen. Frisch leitet dieses Wort von dem alten bären, schlagen, her; allein bey dem Worte Bär ist schon gezeiget worden, daß ehedem mehrere größre Thiere mit diesem Nahmen beleget worden. Das e in Eber scheinet der alte Artikel a, ein, zu seyn, der in mehrern Fällen mit dem Hauptworte zusammen geflossen ist, S. A und Ein. Übrigens heißt ein zahmer Eber auch im Nieders. ein Kämpe, in Preußen Kujjel, in Thüringen und andern Provinzen ein Hacksch, Hätschel, in Baiern eine Rennsau, an[1631] andern Orten ein Stammschwein, im Dänischen Orne, im Schwed. Fargalt, von fara, coire, u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1631-1632.
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