Einsiedler, der

[1747] Der Einsiedler, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zahlworte Ein, der allein, von andern seiner Art abgesondert, wohnet. In Baiern werden die großen Bauern oder Vollbauern Einsiedler, und ihre Höfe Einöden genannt, weil sie gemeiniglich weit von den Dörfern entlegen sind. 1) In engerer Bedeutung, der aus Andacht oder natürlicher Neigung zur Einsamkeit, allein an einem wüsten Orte lebet, dergleichen Einsiedler sich noch zuweilen in der Römischen Kirche finden; Anachoreta, Eremita, und in den gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, ein Waldbruder, weil sie sich vornehmlich in den Wäldern aufzuhalten pflegen. Er lebt wie ein Einsiedler. S. Eremit. 2) Eine Art Brachvögel, welche einsam lebet, und besonders in der Schweiz angetroffen wird, S. Bergeremit. 3) Eine Art Krebse, welche den Taschenkrebsen ähnlich siehet, lange und schmale Scheren, einen breiten Schild, und einen weichen, durchsichtigen, ganz nackten Hintertheil hat, den er in ledige Schneckenschalen verbirgt, und solche überall mit sich herum führet. Weil er nun auf diese Art in einer fremden Wohnung einsam lebet, so hat man ihm die Nahmen Einsiedler und Soldat gegeben. Indessen wird er auch Cuman und Cumaner genannt.

Anm. Kero nennt einen Einsidler bald Einchoraner, vermuthlich nach dem Griech. Anachoreta, bald Vualdlihher, einer der in Wäldern lebet, ein Waldbruder. Allein bey dem Notker kommt schon das Wort Einsideli vor. Ein ist das Zahlwort, welches hier noch so viel als allein bedeutet. Die zweyte Hälfte dieses Wortes ist von dem alten Worte Siedel, ein Sitz, eine Wohnung; S. dieses Wort. Das Hauptwort die Einsiedel, eine einsame Wohnung, ist nur noch in einigen eigenthümlichen Nahmen üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1747.
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