Form, die

[246] Die Form, plur. die -en, aus dem Latein. Forma. 1. Die äußerliche Gestalt eines Körpers. 1) Eigentlich, die äußerliche Gestalt eines durch die Kunst hervor gebrachten Körpers. Es hat weder Gestalt noch Form. Einen Huth in die Form bringen, ihm die gehörige Gestalt geben. Diese Vase ist von alter Form. 2) In weiterer Bedeutung, die Gestalt einer jeden andern Sache, die Art und Weise. Giftig Thier mancherley fürm, Hans Sachs. Die Form, die Orgon seiner Verleumdung gibt, ist gemeiniglich ein Lobspruch, Gell. Nicht nach der gewöhnlichen Form verfahren. Die Form eines Syllogismi, die Art und Weise, wie die Sätze, woraus ein Schluß bestehet, mit einander verbunden werden; zum Unterschiede von der Materie. 2. Dasjenige, worin ein künstlicher Körper seine Gestalt erhält. In diesem Verstande sind die Formen bey vielen Künstlern und Handwerkern hohle Model, runde und halb runde Figuren darin zu gießen. Eine Sache in eine andere Form gießen, auch figürlich, ihr eine andere Gestalt geben. S. Patrone. Bey den Papiermachern ist die Form ein mit messingenem Drahte bespannter Rahmen, worin der Zeug geschöpfet wird. Bey den Goldschlägern ist es das Packet Pergamentblätter oder Häute, worin das Gold zu Blättern geschlagen wird. S. Quetschform, Hautform. In einem mehr uneigentlichen Verstande nennen die Lichtgießer auch den Talgtrog die Form. Bey den Buchdruckern führet diesen Nahmen der Rahmen, worin die gesetzte Schrift fest geschraubet wird, besonders wenn er mit solcher Schrift wirklich angefüllet ist. 3. Die geformte oder gebildete Sache, doch nur in einigen Fällen. So heißt im Hüttenbaue, bey den Schmelzöfen, diejenige eiserne oder kupferne Röhre, worin der Blasebalg lieget, damit er kein Feuer fange, die Form, welchen Nahmen auch wohl der Stein im Gestelle des hohen Ofens bekommt, worauf diese Form ruhet, das Formstück. Bey den Treiböfen führet die Form den Nahmen der Kanne. Im mittlern Lateine wurde Forma von mehrern geformten Sachen gebraucht; z.B. von einer Münze, von der Oblate im Abendmahle, von einem Gewölbe, ja oft von einem jeden Graben oder Canale, von welcher letztern Bedeutung die Form der Schmelzöfen abzustammen scheinet.

Anm. Im Theuerd. Kap. 78, kommt der Fürm für List vor. Unförm ist in Baiern Unart in Sitten und Geberden, und im Schwed. bedeuten uförme und missifirma beleidigen; entweder von Form, so fern es in engerm Verstande auch die wahre gehörige Gestalt einer Sache bedeuten kann, oder auch von fromm, durch eine nicht ungewöhnliche Versetzung des r. Siehe Formerz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 246.
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