Form

[419] Form, 1) die äußere Gestalt eines Kunstproducts, bes. in Bezug auf die Gesetze der Schönheit u. der Mode; 2) (Kunstw.), die äußere Erscheinung eines Kunstobjects im Gegensatz zu dem Inhalt, d.h. der Idee, welche demselben zu Grunde liegt. Die Aufgabe der Kunst ist es, für eine Idee die derselben am meisten entsprechende F. zu finden. Bei den bildenden Künsten steht der F. auch noch das Material gegenüber, welches durch die künstlerische Thätigkeit des Formers zum Träger der Idee wird. Die Art u. Weise der Behandlung des Materials nennt man Formgebung. Ist diese eine vollkommen gelungene, d.h. eine durch Correctheit, schöne Verhältnisse u. Schwingungen der Linien dem Auge wohlthuende, so nennt man das Kunstwerk Formvollendet, womit indeß noch nicht der höchste Grad der Vollendung erreicht ist, da dazu auch noch die lebensvolle Verkörperung der künstlerischen Idee gehört; 3) (Philos. u. Math.) die Art u. Weise, wie etwas gemacht wird od. geschieht, so: Form der Erkenntniß, die Art u. Weise, wie Vorstellungen zu Stande kommen. Für die Sinnlichkeit ist der Raum die Form der äußeren u. die Zeit die Form der inneren Anschauung; für den Verstand sind es die Verstandsbegriffe u. Grundsätze, für die Vernunfterkenntniß sind es die Ideen u. Vernunftgrundsätze. Form des Schlusses, die Art, wie nach vorgeschriebenen Regeln aus den Vordersätzen eines Schlusses der Schlußsatz gefolgert wird; woher ein nach jenen eingerichteter Schluß Schluß in forma (förmlicher Schluß) heißt. Form einer Größe, die Art. wie eine Größe aus andern Größen zusammengesetzt wird; vgl. Formel. Form einer Reihe, das Gesetz, welches die Exponenten der unbestimmten Größe, nach der die Glieder der Reihe geordnet sind, beobachten; 4) (Gramm.), das äußere Unterscheidungsmerkmal der Wörter als solcher unter einander; 5) das Verhältniß eines Wortes zu seinem Stammwort; 6) im Gegensatz einer Substanz, der Grund derselben od. überhaupt des wesentlichen Seins. 7) (Technol.), Geräth. worin od. womit ein Körper seine Gestalt erhält, od. womit Figuren auf der Oberfläche desselben gebildet werden. Sie erhält der Materie (wie Holz-, Gypsform etc.) od. ihrer Bestimmung nach (wie Guß-, Kanonen-, Druckform), verschiedene Namen; 8) (Lichtz.), so v.w. Talgtrog; 9) (Buchdr.), meist der Satz eines halben Bogens. welcher in einen Rahmen gespannt u. dann gedruckt wird; zwei Formen bilden einen Bogen; 10) Öffnungen im Hohofen, durch welche von Gebläsen[419] der Wind in den Ofen geführt wird; die Düsen des Gebläses münden darein; od. eine konische Röhre von Gußeisen, wohin mittelst der Düse des Gebläses in Schmied- od. Frischherden der Wind geblasen wird; 11) (Goldschl.), die Vereinigung einer bestimmten Anzahl lose auf einander liegender Blätter von Pergament od. Goldschägerhaut, zwischen welche die Metallblättchen gelegt u. dann geschlagen werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 419-420.
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