Grube, die

[820] Die Grube, plur. die -n, Diminut. das Grübchen, Oberd. das Grüblein. 1. Eine in die Erde gegrabene Öffnung oder Vertiefung; im gemeinen Leben ein Loch. 1) Überhaupt. Eine Grube graben oder machen. Wilde Thiere in Gruben[820] fangen. Gruben auf wilde Thiere graben, sie darein zu fangen, dergleichen die Wolfsgruben, Fuchsgruben u.s.f. sind. Einem andern eine Grube graben, oder ihm ein Grüblein graben, figürlich nach einem daher genommenen Gleichnisse. Von der Absicht dieser Gruben bekommen sie oft besondere Nahmen, dergleichen die Lehmgrube, aus welcher Lehm gegraben wird, die Steingrube, Erzgrube, Sandgrube, Mistgrube, Mördergrube u.s.f. sind. 2) In engerer Bedeutung. (a) Eine Erz- oder Steingrube, eine Öffnung in oder unter der Erde, aus welcher man Erz und Steine gräbt; ein allgemeiner Ausdruck, der die Gesenke, Örter, Strecken, Stockwerke u.s.f. als besondere Arten unter sich begreift. In engerer Bedeutung, die zu einer Zeche gehörigen Gebäude dieser Art. Die Grube belegen, Arbeiter anfahren lassen, sie mit Arbeitern belegen. Die Grube gehet zusammen, wenn sie einstürzet. S. auch die folgenden Zusammensetzungen. (b) Ein Grab, eine in die Erde gegrabene Öffnung, einen Verstorbenen darein zu begraben, doch nur in einigen besondern Fällen. Auf der Grube gehen, wahrscheinlicher Weise bald sterben müssen; wofür es bey Gellerten heißt: Ich gehe nach der Grube zu. Einen Fehler, eine Schwachheit, eine Wunde u.s.f. mit in die Grube nehmen, sie bis an seinen Tod an sich haben. Das wird ihm bis in die Grube anhängen. Einen Satz bis in seine Grube verfechten. Ihr würdet meine grauen Haare mit Herzeleid in die Grube bringen, 1 Mos. 42, 38. Die übrigen biblischen R.A. in die Grube fahren, sterben, die Grube nicht sehen, u.s.f. sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. 2. Figürlich, eine Vertiefung, eine tiefere Stelle in einem Körper, auch wenn sie nicht durch Kunst gemacht ist. Die Grube in den Wangen, in dem Kinne, welche am häufigsten im Diminut. Grübchen genannt, und für eine vorzügliche Schönheit gehalten werden. S. auch Herzgrube und Grübling.

Anm. Bey dem Notker Gruoba, im mittlern Lat. Groba, bey dem Ulphilas Grobo, im Schwed. Grop, Grufwa, im Alban. Gropa, im Wallach. Groapa, im Lettischen Grabas, im Pohln. Gruba. Es stammet von graben her, welches in einigen Mundarten auch gruben lautet, S. dasselbe. Durch Vorsetzung des Zischlautes ist daraus das Schwed. Skrubb und Lat. Scrobs, eine Grube, entstanden. Die Niedersachsen haben dafür unter andern auch das Wort Kule, Schwed. Kula, Holländ. Kuile, welches zu dem Griech. γωλεα, eine Höhle, κιλος, hohl, und dem Deutschen hohl selbst gehöret, und von Haltaus v. Kaute sehr unrichtig erkläret wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 820-821.
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