Hansa, die

[969] Die Hansa, oder Hanse, plur. inus. ein in dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen veraltetes Wort, welches ehedem eine Gesellschaft, eine Verbindung mehrerer zu einem gemeinschaftlichen Zwecke, und die auf solche Art verbundenen Personen bezeichnete, so wie Hans einen solchen Gesellen, ein Mitglied, einen Compagnon und Bundesverwandten bedeutete. Bey dem Ulphilas und Tatian ist Hansa ein Haufe Soldaten von bestimmter Stärke. Am häufigsten wurde dieses Wort in den mittlern[969] Zeiten von der Verbindung der 85 Niederdeutschen Städte gebraucht, welche bald nach der Mitte des 13ten Jahrhundertes ihren Anfang nahm, und unter dem Vorsitze der Stadt Lübeck auf die Vertheidigung ihrer gemeinschaftlichen Handlung und Sicherheit abzielete; im mittlern Lat. Ansa, Hansa. Eine Stadt in die Hanse aufnehmen, in den Bund; sie aus der Hanse stoßen, aus dem Bunde. Im Nieders. lautet dieses Wort Hense, und bedeutet daselbst noch überhaupt dasjenige Geld, welches jemand bey dem Eintritte in eine Gesellschaft erleget. S. die folgenden. Es ist möglich, aber auch weiter nichts als möglich, daß dieses alte Wort von ein, eins, abstammet, und eigentlich eine Vereinigung bedeutet, so wie von ἑν, das Zeitwort ἑνουν, vereinigen, ehedem einen, herkommt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 969-970.
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