Hansa

[224] Hansa (altdeutsch Bund), das Bündniß deutscher Städte, entstanden zu jener Zeit, als der deutsche Lehensadel bereits alle Gewalt an sich gerissen hatte und der Kaiser weder gegen willkürliche Besteuerungen noch gegen Gewaltthaten Schutz gewähren konnte. Zuerst schloß 1239 Hamburg mit den Dithmarschen und Hadelern ein Bündniß gegen See- u. Landraub, 1241 Lübeck u. Hamburg, denen 1247 Braunschweig beitrat. Von da dehnte sich das Bündniß über Franken und den Rhein nach Lothringen und den Niederlanden aus, auf der anderen Seite bis Lievland, so daß es in seiner Blütezeit 85 Städte zählte. Die H. war in 4 Quartiere eingetheilt: das wendische mit der Quartierstadt Lübeck, das westfälisch-niederländ. mit der Q.-Stadt Köln, das preußisch-lievländ. mit der Q.-St. Danzig, das sächsisch-brandenburg. mit der Q.-St. Braunschweig; Bundesstadt war Lübeck, wo von 3 zu 3 Jahren die Bundestage abgehalten wurden. Jede Stadt stellte ihr Contingent an Mannschaft oder Geld; die Bundesversammlung od. die Quartierstädte übten das Schiedsrichteramt, ein Zwangsrecht (ächteten oder verkauften), führten Kriege, schlossen Verträge etc. In Bergen, London, Brügge und Nowgorod hatten sie Hauptcomptoire, es gelang ihnen alle andern Nationen von dem nordischen Seehandel auszuschließen und sich große Privilegien in scandinavischen Reichen und in England zu erwerben. Der Verfall der H. hatte seine Hauptursache in dem plötzlichen Sinken des italien. Handels durch den entdeckten Seeweg der Portugiesen nach Ostindien; dazu kamen die Trennung der niederländ. Städte unter Karl V., die Aufhebung der Privilegien der H. in England und den scandinav. Reichen und endlich das [224] allgem. Elend des Reichs im 30jähr. Kriege. Der letzte Bundestag wurde 1630 in Lübeck gehalten, wo sich die meisten Städte lossagten u. nur Lübeck, Hamburg und Bremen, in einzelnen Fällen auch Danzig in ziemlich losem Vereine blieben. (Die Geschichte der H. von Sartorius, Götting. 1802–8, 3 Bde., fortgesetzt von Lappenberg, Hamburg 1830, 2 Bde.)

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 224-225.
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