Lothringen

[29] Lothringen, von dem 2. Sohne des Kaisers Lothar I. so genannt, dem es bei der Theilung der väterlichen Länder zufiel, begriff das Gebiet von den Quellen der Mosel u. Maas bis zur Rheinmündung u. das Land zwischen Schelde und Rhein, war nach dem baldigen Erlöschen der lotharingischen Karolinger zwischen Frankreich u. Deutschland streitig, bis es die Kaiser aus dem sächs. Hause behaupteten. Otto I. setzte seinen Bruder, den Erzbischof Bruno v. Köln, über dasselbe und theilte es in 2 Herzogthümer, das untere od. ripuarische L., zwischen Rhein, Maas u. Schelde, und das obere, zwischen Rhein, Mosel und Maas. Das ripuarische theilte sich bald in unabhängige Gebiete der mächtigen Geschlechter; ungefähr seit 1240 nannten sich die Herzoge nicht mehr von L., sondern von Brabant; fast das gesammte ehemalige Nieder-L. ging im 15. Jahrh. an Burgund über. Ober-L. dagegen erhielt sich unter verschiedenen herzogl. Geschlechtern, jedoch in einem geschmälerten Umfange bis 1766, wo es definitiv an Frankreich fiel; Herzog Franz Stephan IV. trat es im Wiener Frieden von 1735 gegen Toscana ab, worauf es der vertriebene Polenkönig Stanislas erhielt, bei dessen Tode es 1766 an Frankreich fiel. L. wurde schon sehr frühe romanisirt und die deutsche Sprache hat sich nur zwischen der Mosel und den Vogesen erhalten, verliert aber auch hier fortwährend von ihrem Gebiete an die französische.[29]

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 29-30.
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