Heirath, die

[1086] Die Heirath, plur. die -en, die Verbindung zweyer Personen zum ehelichen Stande; wo dieses Wort von beyden dazu gehörigen Personen gesagt werden kann. Auf die Heirath gehen oder ausgehen, eine solche Verbindung zu treffen suchen; im gemeinen Leben, auf die Freyd gehen. Eine Heirath stiften, so fern solches von Mittelspersonen geschiehet. Die Heirath vollziehen, 1 Macc. 10, 56. Eine gute Heirath treffen. Eine vortheilhafte Heirath thun.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Willeram Hirat, im Schwabenspiegel Heurat. Wachter und Ihre leiten es von den alten Hiu, Hew, Familie, Haus, und raten, zubereiten, verbinden, her, welche Ableitung dadurch wahrscheinlich wird, daß Ottfried hiun wirklich für heirathen gebraucht. Indessen hat doch Frischens Ableitung auch ihre Wahrscheinlichkeit, der es von Heuer und heuern abstammen lässet, nicht so fern solches miethen, sondern käuflich an sich bringen bedeutet, weil bey den ältesten Völkern die Weiber gekauft werden mußten. In einem 1501 zu Rom gedruckten Deutsch-Italiän. Vocabulario heißt maridare, heiren, und maridato, geheiret; und im Holländ. ist noch jetzt verheuren für verheirathen üblich. Frisch führet v. Kaufen verschiedene Beyspiele an, woraus erhellet, daß man noch lange, eine Frau, einen Mann kaufen, für heirathen gesagt, und das Dän. gifte, Schwed. gifta und Isländ. gipta, haben auch keine andere Bedeutung; so wie die Römer locare, elocare und collocare in ähnlichem Verstande gebrauchten. Es stamme nun her, woher es wolle, so ist Heirath der allgemeinen Aussprache gemäßer als Heurath, und daher auch diesem vorzuziehen. Die letzte Sylbe -ath kann die Ableitungssylbe -de seyn, welche in Zierath, Heimath, dem Oberd. Hemath für Hemd u.a.m. gleichfalls in ath übergegangen ist. Die Holländer sagen noch jetzt Huerde. In Stade heißt Huurfrouv eine Ehefrau. In dem Schwabenspiegel haben einige Abschriften für Heurat, Haylach, welches alte Oberdeutsche Wort in einer Urkunde von 1450 Hevlach, und in dem Augsburgischen Stadtbuche Heylech lautet, aber zu dem Worte heilig gehöret, welches ehedem auch ein Sacrament, und in engerer Bedeutung die[1086] Verabredung und Vollziehung des Sacramentes der Ehe bedeutete. Nach eben diesem Muster könnte auch das alte Hir, heilig, (S. Hehr,) in Betrachtung kommen, von welchem Hirde, Heirde, Heirath, eben dasselbe bedeuten würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1086-1087.
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