Karren (3), der

[1504] 3. Der Karren, des -s, plur. ut nom. sing. ein sehr altes Wort, welches seinem ursprünglichen Umfange nach, einen jeden Wagen, ein jedes mit Rädern versehenes Fuhrwerk bedeutet zu haben scheinet; jetzt aber nur noch von einigen Arten desselben gebraucht wird. 1) Von einem Kasten mit Einem Rade zum Schieben, welchen man in Niedersachsen eine Karre, im Hoch- und Oberdeutschen aber einen Karren zu nennen pflegt. Der Schub- oder Schiebekarren, im Bergbaue der Laufkarren. 2) Ein Fuhrwerk mit zwey Rädern, welches von einem oder mehrern vor einander gespannten Pferden gezogen wird. Besonders, wenn dasselbe die Gestalt eines Kastens hat. Mit einem Karren fahren. Ein Karren Sand, Steine. Ein Sandkarren, Kothkarren, Mistkarren. Obgleich auch andere zweyräderige Fahrzeuge diesen Nahmen führen, dergleichen besonders die großen Fuhrmannskarren sind, S. Kärrner. Den Karren in den Koth schieben, eine Sache verderben, verwirren. Es ist ein angelegter Karren, in der niedrigen Sprechart, eine abgeredete Sache, ein abgeredeter Handel; eine seltsame R.A. wenn anders Karren hier nicht ein eigenes Wort ist, welches etwa noch von dem veralteten Karan, zubereiten, übrig ist, wofür wir jetzt in einigen Fällen gärben sagen, S. dieses Wort, oder wenn es nicht etwa gar aus Karte verderbt ist, weil man auch zu sagen pflegt, es ist eine angelegte Karte.

Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Karren, im Schwed. Kaerra, im Ital. Carro, im Lat. Carrus, im Wallis. und Engl. Cart. Es scheinet mit diesem Worte wohl nicht zunächst auf die Gestalt eines Kastens gesehen zu werden, welchen einige Arten der Karren haben, sondern vielmehr auf die Bewegung, besonders der Räder; zumahl da das Latein. Currus, das Französ. Char, das Wallach. Kera, das Alban. Kierre, das Epirotische Kierr, und andere mehr, einen Wagen überhaupt bedeuten. S. Kehren. Das Engl. to carry, Dän. kiore, Franz. charier, fahren, stammen, so wie das Deutsche karren, wohl eher von Karre ab, als daß man sie für das Stammwort von diesem halten könnte. Im Oberd. ist für Karren auch Karch, für karren karchen, und für Kärrner Kärcher und Kärchelfahrer üblich, welches mit dem mittlern Latein. Carruca überein kommt. Im gemeinen Leben wird dieses Wort häufig in Karrn und Karn zusammen gezogen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1504-1505.
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