Kegel (2), der

[1530] 2. Der Kêgel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches einen länglichen Körper bezeichnet, aber in verschiedenen Bedeutungen vorkommt. 1) * Es scheinet, daß dieses Wort ehedem einen Klotz bedeutet habe; wenigstens kommt es bey dem Kaisersberg und andern Oberdeutschen Schriftstellern mehrmahls von einem groben ungeschickten Menschen vor, wovon Frisch einige Beyspiele anführet, wenn es anders in dieser Bedeutung nicht zu dem vorigen Worte gehöret. 2) An den Pferden wird das Armbein, welches in das Schulterblatt eingelenket, und mit dem dicken Fleische der Schulter bekleidet ist, der Kegel genannt. 3) Bey den Schriftgießern und Buchdruckern ist der Kegel dasjenige längliche Viereck, welches die Höhe des metallenen Buchstabens ausmacht. 4) Bey den Büchsenmachern, ist die längliche Spitze der Pritsche an dem Büchsenschlosse, welche vorne dünner ist als hinten, der Kegel. An den Kanonen führet diesen Nahmen ein hölzernes Merkmahl, nach welchem dieselben gerichtet werden, und welches die Stelle des Kornes an den Büchsen vertritt, und auch das Visier genannt wird. Die runden oben dünnen Hölzer, womit das Klöppeln und Wirken verrichtet wird, führen gleichfalls den Nahmen der Kegel. 5) Die langen oben dünnern Körper von Holz, welche zu einem sehr bekannten Spiele gebraucht werden, und nach welchen man mit Kugeln wirft, führen gleichfalls den Nahmen der Kegel. Ein Spiel Kegel, neun solcher Hölzer, als so viel ihrer zu einem Spiele gehören. Kegel spielen oder schieben, im gemeinen Leben kegeln. Die Kegel aufsetzen. Zwischen Kugel und Kegel kommen, zwischen Thür und Angel, sich in der Nothwendigkeit befinden, aus zwey Übeln eines zu erwählen. So fern[1530] das Zeichen eines Bierhauses gemeiniglich ein solcher Kegel ist, vielleicht weil bey Bierhäusern sich gemeiniglich auch eine Kegelbahn befindet, wird auch ein jedes Bierzeichen, wenn es gleich nur ein Krug ist, der Bierkegel genannt. 6) In der engsten Bedeutung ist in der Mathematik der Kegel eine runde Pyramide, Conus. Ein stumpfer Kegel, im Gegensatze eines spitzigen. Ein gerader Kegel, dessen Achse gerade stehet, Conus rectus. Ein schiefer Kegel, Conus scalenus, dessen Achse schief stehet. Ein rechtwinkeliger Kegel, dessen Achse dem halben Durchschnitte der Grundfläche gleich ist, Conus orthogonius, rectangulus. Ein spitzwinkeliger Kegel, dessen Achse länger ist, Conus acutangulus. Ein stumpfwinkeliger, dessen Achse kürzer ist.

Anm. Französ. Quille, im Engl. Kile, Kayle, im Schwed. Kaegla, im Dän. Kegle. Wachter glaubt, es wäre durch Verlängerung des Wortes Keil entstanden. Nach Frischen ist es aus Conus gebildet, Kegel, für Kengel. Allein die Endsylbe -el ist die Ableitungssylbe, welche bald ein Werkzeug, bald auch das Ding selbst bedeutet. Man hat also nur auf die Sylbe Keg zu sehen, welche überhaupt ein langes, erhabenes Ding bedeutet, und mit Kugel genau verwandt ist. Da alle Wörter, welche eine erhabene Fläche bezeichnen, auch zugleich eine vertiefte, eingebogene ausdrucken, so gehöret auch Kachel mit seinen Verwandten hierher.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1530-1531.
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